Konzertbericht: Laura Stevenson And The Cans in Köln

Von marc-frandel, 7. September 2011

Laura Stevenson in Köln (Marc Frandel/ByteFM)

Der rote Samtvorhang öffnet sich. Auf leisen Schritten schleichen sich Laura Stevenson And The Cans auf die Bühne des Kölner Tsunami Clubs. Bedacht und mit Fingerspitzengefühl schnallt sich Laura Stevenson ihre Gitarre um, schlägt mit dem Pick die ersten Akkorde von “Master of Art“ an und beginnt ab der ersten Sekunde das Publikum zu verzaubern. Einst im Punkrock zuhause bewegt sich die US-amerikanische Singer/Sonwriterin mit ihrer Begleitband The Cans in leiseren Gefilden, die ohne Zweifel der Countrymusik zugeschrieben werden können. Umgeben von vier Männern, Mike Campbell an der Gitarre, Alex Billig am Bass, Peter Naddeo am Akkordeon und Dave Garwacke an den Drums, steht die Sängerin als zentrale Figur im kleinen Bühnenkabüffchen. Viel Bewegungsfreiheit haben sie nicht, aber wer braucht bei so einer ruhigen, melancholischen Musik einen großen Rockerlaufsteg? Völlig überwertet. Was aber nicht heißen soll, dass die Combo nicht durchaus laut werden kann.

Die druckvolle Kickdrum und der wummernde Bass schaffen mit “The Wait“ in dem kleinen Tsunami Club ein beachtliche Soundwand. Überhaupt schafft die Band den schmalen Grat zwischen Singer/Songwritertum, Folk und Ansätzen von Punk, musikalisch sicher und selbstbewusst zu begehen. Nur zwischen den Songs wirkt die Laura Stevenson etwas schüchtern, obwohl sie hin und weg von dem anwesenden Publikum ist. Laura bedankt sich mehrfach, dass so viele Fans gekommen sind, und sie macht es den Zuhörern auch leicht, ein unsichtbares Band zwischen Künstler und Zuschauer zu spannen. So versucht die 27-jährige Musikerin aus Long Island, mit deutschen Worten ein paar „Schmunzler“ aus den Menschen zu locken. “Kunst“ beispielsweise, sei eins der wenigen Worte, dass sie noch auf deutsch kenne, weil sie selber Kunst studiert hat und das Wort irgendwie “dirty“ findet.

In den ruhigen Momenten ist sie ganz bei sich, ihre schwarzen Ponysträhnen verdecken zur Hälfte ihre Augen, die sie meistens während ihrer Performance geschlossen hält. Laura Stevenson hat ein wunderbares Gefühl für Songs, für das große Auftreten mit einer gesunden Prise Understatement. Ihre filigrane Stimme verleiht den Country/Folksongs etwas ganz Eigenes, das berührt. Außerdem schafft es Laura, sich von anderen Songwriterinnen wie z.B. Ane Brun oder Laura Veirs zu lösen, sie verlässt diese auf der ganzen Welt bekannte Dramatik, in dem sie mehr Gas gibt. Sie versucht, dem Rock näher zu kommen.

Nach einer gefühlten Dreiviertelstunde höre ich ein “Tschüss“ und das ist zum Glück kein Signal an die Fans, sondern an ihre männlich Bandkollegen, die dürfen sich nämlich erstmal entspannen. Laura Stevenson wird die letzen beiden Songs allein performen, darunter “Nervous Rex“.
Sie spricht sehr viel über Heimkommen und Zuhause sein, und fühlt sich sichtlich wohl in der Domstadt. Vielleicht das neue Domizil für die amerikanische Künstlerin? Ok, ok, das wäre zu weit gegriffen, aber sie freut sich schon auf das nächste Mal, vielleicht in einem größeren Club. Noch zweimal tritt sie nach tosendem Applaus mit ihren Musikern ins Rampenlicht, bevor wirklich das finale “Tschüss“ aus den Boxen schallt. Dieses mal sagt sie es dem Kölner Publikum. Aber die Tour geht weiter:

ByteFM präsentiert die Tour von Laura Stevenson And The Cans und Ihr könnt Karten gewinnen. Wie das geht, erfahrt Ihr hier.

17.09. Wetzlar – Franzis
19.09. Zürich – Gonzo
22.09. Martigny – Les Caves du Manoir
23.09. Luzern – Treibhaus
24.09. Dachau – Kultur-Schranne
26.09. Erfurt – Franz Mehlhose
29.09. Graz – Forum Stadtpark

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