(Myspace)
Franz Josef Degenhardt gilt als einer der prägenden Lyriker und Liedermacher der Nachkriegszeit. Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine spitzzüngige Wortgewandtheit bei der Formulierung gesellschaftskritischer Prosa, Romane und Lieder. Seine metaphorisch verkleideten Bloßstellungen zielten dabei meist auf rassistische Ressentiments, verkappten Faschismus sowie auf die selbstherrliche Attitüde der Bürgerlichkeit.
Nicht selten gingen in seine Lieder und Schriften facettenreiche Milieubeschreibungen ein, die ihn von den vielen Liedermachern und Autoren seiner Zeit deutlich abhoben. So z.B. in einem seiner berühmtesten Lieder „Deutscher Sonntag“, das die Spießigkeit deutscher Sonntagsrituale karikiert oder auch der ersten Single des gleichnamigen Albums „Spiel Nicht Mit Den Schmuddelkindern“. Das Album enthielt auch das Lied „Wölfe Mitten Im Mai“, das, fernab der populär gewordenen Radiohits des Liedermachers, als eines der wichtigsten Stücke seiner politisch-musikalischen Arbeit gilt. Es handelt von Wölfen, die sich von Strophe zu Strophe langsam die Hoheit über ein ländliches Dorf erschleichen. Das Lied spielt auf die Ideologie des Deutschen Faschismus an, die von ihren Anhängern programmatisch über die Provinzen verbreitet wird. Den Anlass für das Lied war die Gründung der NPD (1964).
Seine Jahre als Anwalt in zahlreichen Prozessen, in denen er Mitglieder der APO und der Baader-Meinhof-Gruppe vertrat, brachten ihm nach einem Artikel in der „Zeit“ den Titel des „singenden Anwalts“ ein, der ihn bis heute begleitet. In 40 Jahren hatte er rund 14 Romane und 50 Alben veröffentlicht. An späteren CD-Produktionen war unter anderen auch ByteFM Moderator Goetz Steeger beteiligt.
Franz Josef Degenhardt wurde in der bergischen Kleinstadt Schwelm geboren, in der auch die Erzählungen seines ersten Romans „Zündschnüre“ angesiedelt sind, der 1974 von Reinhard Hauff verfilmt wurde. Degenhardt starb am 14. November 2011 in Quickborn bei Hamburg. Einen Tag vor dem 75. Geburtstag des Liedermachers Wolf Biermann.