Los Campesinos! – „A Los Campesinos! Christmas“
Weihnachten ist in der kulturellen Inszenierung eine Zeit der allgemeinen Glückseligkeit. Auch die Musik bildet hier keine Ausnahme. Die meisten Bands, die sich an einem Weihnachtsalbum versuchen, stimmen juchzend in die Harmonie des festlichen Anlasses mit ein. Das funktioniert in der Regel auch hervorragend und hat in den letzten Jahren viele schöne Werke zutage gefördert. So richtig interessant wird es aber, wenn jemand sich dem Kollektiv entzieht und von außen auf die Dinge blickt.
Die britische Band Los Campesinos! verfolgt genau diesen unkonventionellen Ansatz und schafft ein Weihnachtsalbum, das sich müht, ein ganzheitliches Bild zu zeichnen. „A Los Campesinos! Christmas“ ist eines der vielleicht skeptischsten Alben zur kalten Jahreszeit und genau deshalb so interessant. Gareth Campesinos! scheut sich nicht, hinter den romantischen Glanz der Weihnachtszeit zu blicken und die Schattenseiten auch knallhart zu artikulieren, wie etwa im Song „A Doe To A Deer“: „I’ll be anything you want of me, an angel teetering atop a tree, vomiting from vertigo!“ Man möchte ihn noch nicht den Ebenezer Scrooge des Indierock nennen, doch der leicht zynische Grundton der EP ist ein Segen für alle, die nicht in den Chor der ungetrübten Glückseligkeit einstimmen möchten.
Weihnachten ist eine Zeit der Gegensätze, so kann man die Grundnote von „A Los Campesinos! Christmas“ wohl am treffendsten zusammenfassen. So geben sich Songs wie „Lonely This Christmas“ oder „The Trains Don’t Run (It’s Christmas Day)“ textlich zwar ernüchternd, können sich musikalisch einer romantischen Grundstimmung jedoch nicht entziehen. Ehrlicher kann man ein Weihnachtsalbum wohl kaum gestalten.