Lubomyr Melnyk – „Evertina“ (Rezension)

Cover des Albums „Evertina“ von Lubomyr Melnyk

Lubomyr Melnyk – „Evertina“

Die „Continuous Piano Music“ ist eine Sonderform innerhalb der klassischen Musik. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass das Klavierspiel in einem ständigen Strom gehalten wird und keine Zeit für Pausen bleibt. Durch Resonanzen und Zwischentöne werden auch die kleinsten Lücken gefüllt. Es kann harmonisch sein oder auch mal in sich brechen, Hauptsache es ist ein dichter Klang gewährleistet. Als Hauptvertreter dieser Technik gilt der Ukrainer Lubomyr Melnyk. Bereits in den siebziger Jahren formte er als Komponist diese minimalistische Ausprägung klassischer Musik maßgeblich mit und erarbeite sich den Ruf als schnellster Konzertpianist der Welt.

Es scheint fast wie eine vorbestimmte Fügung, dass Melnyk irgendwann in seiner Karriere zum vergleichsweise jungen Label Erased Tapes finden musste. Dem Ort, wo klassische Musik mit modernen Ansätzen leidenschaftlich weitergedacht wird. Es ist das perfekte Umfeld für den 66-Jährigen, der durch seine intensive Beschäftigung mit seinem Instrument fortlaufend neue Wege in der Pianomusik erkundet. Erstes Zeugnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit war das Album „Colloraries“, das im April 2013 erschien und durch die Mithilfe von Peter Broderick und Nils Frahm wieder völlig neue Facetten offenbarte – ganz im Geiste des Lebenswerks Melnyks.

Kurz vor Ende des Jahres 2014 legt der ukrainische Komponist nun mit „Evertina“ ein Minialbum vor, das nur drei Stücke umfasst. Doch in diesen gelingt es Melnyk einen ungeheuer kraftvollen Strom zu erzeugen, der einen dicht umschließt und davon trägt. Der ununterbrochene Klang des Pianos erzeugt einen Sog, der die Zeit vergessen lässt. Lubomyr Melnyk fokussiert sich auf „Evertina“ auf die harmonische Seite seines Schaffens und diese ungebrochene Schönheit macht aus 24 Minuten eine wundervolle Ewigkeit. Wer die Kraft und Schönheit des Pianos schätzt, wird von Melnyk begeistert sein.

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