Neue Platten: Matthew E. White – „Fresh Blood“

Cover von Matthew E. Whites Matthew E. White – „Fresh Blood“ (Domino)

7,2

Jesushaar, Vollbart und ein Gespür für Soul und Folk Rock. Das sind die Markenzeichen des aus Virginia stammenden Singer-Songwriters Matthew E. White. Nach seinem Debütalbum „Big Inner“ aus dem Jahr 2012 erscheint nun Whites lang erwartetes zweites Album „Fresh Blood“ beim Label Domino. Für White, der als schüchtern gilt, geht es bei seinen Songs stets um die Musik, nicht um sich selbst. Kein Wunder, dass bei den nächsten geplanten Auftritten ein 30-köpfiges Orchester den Musiker begleiten wird.

Auch auf der neuen LP machen sich die gezielt eingesetzten, orchestralen Elemente bemerkbar. „Fresh Blood“ startet mit der großartigen, leichtherzigen Ballade „Take Care My Baby“ – ein charmanter Love-Song, der vor allem instrumental voller harmonischer Highlights steckt. Jeder Moment sitzt bei dieser folkigen 70s-Soul-Komposition. Das Jazz-Piano, die beflügelnden Trompeten, die Streicher und Background-Sänger ergeben eine wunderbare Melange aus Feel-Good-Soul und modernem Folk-Pop. Seit „Big Inner“ hat White seine Bariton-Stimme weiter ausgebildet und trägt seine Hörer gelassen mit wohl gesetzten Höhen durch den Song und durch die LP. Mit seinen ironischen, sich selbst nicht sonderlich ernst nehmenden Texten verleiht White dem Track einen zeitgenössischen Sound. Seine unzüchtige Liebeserklärung, die er uns entgegensäuselt, lautet: „I’m Pumping Fresh Blood For Ya“

Sorglos und ironisch geht es weiter mit der Southern Rock-Nummer „Rock & Roll Is Cold“. Hier nimmt White seine Mitstreiter im Musikbusiness auf die Schippe, die behaupten den „Soul Of Rock’n’Roll“ oder den „Key Of R’n’B“ gefunden zu haben. Whites Antwort: „Everybody Likes To Talk Shit“. Auch sein „Ooo-Na-Na-Na“ singender Background-Chor bestätigt dies mit einem kurzen „Shut Up“. Der musikalisch recht klassische Song greift Americana- und Country-Elemente auf und spielt sprachlich mit der Undefinierbarkeit, mit der Kraft der Musik.

Neben den komplexeren Kompositionen liebt Matthew E. White die simplen, genügsamen Momente. „Feeling Good Is Good Enough“ oder „Love Is Deep“ sind zwei entspannte, groovige Stücke, bei denen White sein Können bei der Fusion von Folk, Blues und Soul beweist.

Ein Track, der in seiner Komposition für etwas mehr Überraschung sorgt, ist „Holy Moly“. Der Song setzt erst mit einer Gitarre, einem Piano und Whites tiefem, trüben Gesang ein – eine auf den ersten Blick simpel gestrickte Ballade. Allerdings entfaltet sich der Song langsam zu einem instrumentalen Gesamtkunstwerk. Klavier, Schlagzeug, Streicher und E-Gitarren bauen sich hymnenartig weiter und höher auf, tragen die stets wiederkehrende Frage „What’s Wrong With You?“ – bis sie sich letztendlich in einem fulminanten Klang-Feuerwerk voll und ganz entladen.

Matthew E. White weiß, wie es geht. Ähnlich wie auf dem Vorgänger „Big Inner“ vereint er auf „Fresh Blood“ mühelos die retrospektiven Klänge aus Soul, Folk und Blues mit seinem eigenen zeitgenössischen, selbstironischen Groove. Insgesamt ist sein Sound ausgereifter und schwelgerisch geworden. Hier und da ist zwar mit einigen Wiederholungsmomenten zu rechnen. Dennoch werden nicht nur Whites Fans und Liebhaber von Folk, Soul und Stax-R’n’B werden aber in jedem Fall bei dem üppigen Sound von „Fresh Blood“ auf ihre Kosten kommen.

Label: Domino
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