Buscabulla – „Regresa“ (Ribbon Music)
Die beiden Puertoricaner*innen Raquel Berríos und Luis Alfredo Del Valle mussten erst nach New York ziehen, um sich zu finden. Doch als die zwei Musiker*innen aufeinander trafen, ging alles sehr schnell. Der Name ihres Duos: Buscabulla, spanisch für „Unruhestifter“. Ihre Musik steht stark im Kontrast zum unheilversprechenden Namen: Die Sängerin und der Produzent brüteten im Big Apple einen Sound aus, der genauso von den Rhythmen ihrer Heimat wie von Indie-Pop-Acts des US-amerikanischen Festlands beeinflusst war, wie Beach House oder Toro Y Moi. 2014 erschien ihre selbstbetitelte Debüt-EP, produziert von Dev Hynes alias Blood Orange, einem der Könige des zeitgenössischen Schmiegepops.
Doch dann kam 2017 – und mit ihm Hurrikan Maria. Der Wirbelsturm richtete in Puerto Rico einen milliardenschweren Schaden an und tötete Tausende. Er gilt als einer der verheerendsten Stürme der puertoricanischen Geschichte. Berríos und Del Valle ertrugen es nicht mehr, von ihrer Heimat getrennt zu sein und zogen 2018 zurück auf die Insel – während der Großteil der jungen Bevölkerung diese nach dem Sturm verließ. Berríos und Del Valle kehrten in ein wirtschaftlich und emotional aufgewühltes Zuhause zurück. Eine Erfahrung, die sie nun auf ihrem in Puerto Rico geschriebenen und produzierten Debütalbum verarbeiten. Der Titel: „Regresa“, spanisch für „Rückkehr“.
Federleichte Melancholie, traurige Lebensfreude
„Das Album beinhaltet sowohl die Freude der Rückkehr als auch die Melancholie“, sagt Berríos über „Regresa“. Ein Sentiment, das man auch verstehen kann, wenn die eigene Heimat nicht von einem Jahrhundertsturm zerstört wurde. Freude und Melancholie liegen in diesen Songs nahe beieinander – selbst wenn man die Sprache nicht versteht, kann man die Traurigkeit von „Club Tú y Yo“ oder die Lebensfreude des Openers „Vámono“ direkt im Herzen spüren.
Genau wie in ihren Texten nehmen Buscabulla auch in ihrer Musik sehr spezifische Einflüsse und machen sie universell fühlbar. Die synkopische Hi-Hat in „Mio“ und die stolpernden Drums in „Nydia“ beziehen sich auf Salsa, der Abschluss „Ta Que Tiembla“ groovt im Reggaeton-Feeling. Del Valle bedient sich aber nicht nur an der Rhythmik seiner Heimat, sondern versetzt sie mit „herkömmlicheren“ Pop-Klängen. In „NTE“ kreisen rückwärts abgespielte Gitarren über einen House-Beat. „El Aprieto“ vermischt Salsa-Drums mit slickem R&B aus der Blood-Orange-Schule – zu dem sich Berríos Stimme elegant aufschwingt. Diese Stilmixe stiften keinesfalls Unruhe. Sie vereinen Gegensätze zu einem emotional komplexen Ganzen – Rückkehr und Aufbruch, Verlust und Neuanfang. Es ist ein federleichtes Album über Melancholie. Ein wütendes Album voller Liebe. Ein trauriges Album voller Lebensfreude.
Veröffentlichung: 8. Mai 2020
Label: Ribbon Music