Speaking in Code

Es ist so weit: Bis zum 29. März kann man die Techno-Dokumentation Speaking In Code (wir berichten) vorbestellen. Die amerikanische Produzentin Amy Grill und Co-Produzent David Day bewegen sich im elektronischen Spannungsfeld zwischen Boston, Berlin, Barcelona und Jena (ja richtig, Jena) und beleuchten in einer eindrucksvollen low-budget Produktion den „Mythos“ Techno aus besonders menschlicher Sicht.

Ob Modeselektor, Monolake oder die Wighnomy Brothers. Amy Grill und Kameramann Scott Sans reisen innerhalb von drei Jahren rund um die Welt („all over the world“), um die global Techno-Szene („global techno scene“) einzufangen. Dass „global“ und die drei o.g. Künstler (alle aus Deutschland) nicht ganz zusammen passen, fällt schnell auf und so scheint es, als sei das selbst erklärte Ziel schon im Vorfeld unerreichbar.

Aber erstmal zum Film. Speaking in Code besteht im wesentlichen aus zwei miteinander verknüpften Handlungen. Im Fokus steht zum einen der in Boston lebende DJ, Promoter und Label Manager David Day. Day, übrigens auch Ehemann von Produzentin Grill, versucht die angeschlagene Bostoner Techno-Szene neu zu beleben. Im krassen Gegensatz dazu steht vor allem die deutsche Techno-Szene, repräsentiert von Modeselektor, Monolake, die mittlerweile getrennt auflegenden Wighnomy Brothers, Kompakt Records in Köln oder das in Jena residierende Freude Am Tanzen Label.

Während Grill mehrmals nach Deutschland jettet, Modeselektors Auftritt beim Sónar Festival begleitet und etliche andere beneidenswerte Dinge mit den verschiedenen Produzenten erlebt, werden in Day’s Gesicht Take für Take mehr Falten sichtbar. Sein Vorhaben ein Loft zu einem Afterhour-Club umzubauen scheitert an Reglementierungen, Geldsorgen plagen ihn und seine Frau Amy. Auf die Frage, was für ihn Glück bedeutet antwortet er nach kurzer Pause „to have a good life“.

Diese mehr als unzureichende kühle Antwort lässt den geneigten Zuschauer ahnen, worauf die Beziehung von Amy und David hinausläuft. Am Ende kommt es wie es kommen musste. Die beiden trennen sich.

Über den Sinn und Zweck dieser „Beziehungssache“ in einer Techno-Dokumentation lässt sich natürlich streiten.
Fest steht jedoch, dass Speaking in Code Techno aus einem anderen, menschlichen und zugleich humorvollen Blickwinkel betrachtet. Ein Besuch bei den Müttern von Gernot Bronsert und Sebastian Szary alias Modeselektor in den Außenbezirken von Berlin ist ebenso vorhanden, wie ein lustiger, wenn auch zwiegespaltener Gabor Schablitzki (Wighnomy Brothers) oder Tobias Thomas, der auf einer Zugfahrt nach Hamburg seine Liebe zu Techno erklärt „how could you be addictet about something which is so stupid and simple… like love“.
Die Granden der deutschen Technoszene stehen vor der Kamera, ob Ellen Allien, Sascha Funke oder die Mannschaft von Kompakt Records, Grill hat sie alle.

Auf der einen Seite spiegelt die Dokumentation die Wünsche und Sehnsüchte von Amy und David wider. Es ist der Wunsch Teil einer „Bewegung“ zu sein, einen Lifestyle zu leben, der in Boston nicht möglich ist. Auf der anderen Seite blickt der Film exemplarisch hinter die Kulissen von Techno und das (auch mit Hinblick auf das geringe Budget) in einer eindrucksvollen sehenswerten Weise.

Die DVD mit vielen Extras kann auf der Speaking in Code Homepage für 19,95$ gekauft werden – lohnt sich!

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