Sam Amidon – "I See The Sign"

sam amidonSam Amidon – „I See The Sign“
VÖ: 05.03.2010
Web: www.myspace.com/samamidon
Label: Bedroom Community
Kaufen: iTunes

Es ist sicherlich nur Zufall, dass das neue Album „I See The Sign“ von Sam Amidon beinahe zeitgleich mit dem aktuellen Album von Will Oldham (Bonnie ‚Prince‘ Billy & The Cairo Gang – „The Wonder Show Of The World“) erscheint. Man kann aber durchaus eine Querverbindung ziehen: Oldhams bisher schönstes Album, „The Letting Go“ aus dem Jahr 2006, wurde wie „I See The Sign“ in den Greenhouse Studios in Island aufgenommen, und einige der seinerzeit beteiligten Musiker/innen finden sich auch auf Sam Amidons Album wieder, allen voran der US-Amerikaner Nico Muhly und der Isländer Valgeir Sigurðsson. Es ist zu vermuten, dass das neue Album von Will Oldham ob dessen Bekanntheit mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Wer jedoch das interessantere – und schönere – Album hören möchte, kommt an „I See The Sign“ von Sam Amidon nicht vorbei (aber so etwas ist natürlich auch immer ein Frage des persönlichen Geschmacks).

„I See The Sign“ wird von einem kleinen isländischen Label mit dem hübschen Namen Bedroom Community veröffentlicht. Gegründet wurde die „Schlafzimmergemeinschaft“ in 2006 von Nico Muhly, Valgeir Sigurðsson und dem Australier Ben Frost. Trotz unterschiedlicher eigener musikalischer Arbeiten scheint die Gemeinschaft gut zu funktionieren, denn die drei Herren hatten Sam Amidon bereits bei seinem im Herbst 2007 erschienenen dritten Solo-Album „All Is Well“ unterstützt. Wie dieses Album wurde auch „I See The Sign“ von Sigurðsson produziert und ist erneut im wesentlichen eine Sammlung von Folk-Traditionals, die von Amidon bearbeitet wurden. Der 28-jährige, in Vermont aufgewachsen und mittlerweile in New York zu Hause, ist der Sohn der Folk-Musiker Peter und Mary Alice Amidon, und deren musikalischer Einfluss schlägt sich auch auf „I See The Sign“ nieder. In den Bemerkungen zu seinem Album bedankt sich Sam Amidon unter anderem bei seinen Eltern, dass sie ihm einige der Songs vorgesungen haben, als er noch ein Kind war.

Es ist schon so eine Art Markenzeichen, dass Sam Amidon sich solcher Traditionals annimmt, um sie auf eigene Weise zu interpretieren. Auf „I See The Sign“ gelingt dies wunderbar klischeefrei. Hierzu trägt einerseits die opulente Instrumentierung mit Streichern sowie Blech- und Holzbläsern bei – von Nico Muhly arrangiert und von neun isländischen Musikerinnen und Musikern gespielt, andererseits aber eben auch Valgeir Sigurðssons wohltuend unaufdringliche Produktion, die die Intimität der Songs und ihren Folk-Charakter bewahrt. Auf charmante Weise liegt Amidons bisweilen leicht brüchiger Gesang gefühlt manchmal etwas neben dem Ton, aber dem Titelstück des Albums – eines der Highlights – verleiht dies einen ungeheuren Reiz und sogar einen vorsichtig jazzigen Einschlag.

Neben den bereits genannten Musikern haben Multi-Instrumentalist Shahzad Ismaily, ein US-Amerikaner mit pakistanischen Wurzeln, der bereits mit unzähligen Musikern von A bis Z (nämlich von Laurie Anderson bis John Zorn) zusammen gearbeitet hat, sowie die englische Sängerin und Songwriterin Beth Orton wesentlich zum Gelingen von „I See The Sign“ beigetragen. „Way Go Lily“, „You Better Mind“ sowie „Johanna The Row-di“ zählen auch deshalb zu den weiteren Highlights von „I See The Sign“, weil Beth Orton auf ihnen zu hören ist. Dies gilt nicht ganz für „Relief“, einer Cover-Version eines R. Kelly-Songs. Zwar beweist Sam Amidon, wie gefällig ein Song sein kann, mit dem man bisher (im Original) gar nichts anzufangen wusste, aber die Tatsache, dass dies ein eher schwächerer Song auf dem Album ist, scheint eben der Ausgangsbasis geschuldet.

Mit seinen sensiblen Interpretationen „alter“ Folk-Songs jedoch beweist Sam Amidon auf „I See The Sign“, wie modern diese anno 2010 klingen können, ohne dass man sie ihrer traditionellen Basis beraubt, und liefert uns so ein angenehm melancholisches Wohlfühl-Album.

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