Kraków Loves Adana – „Follow The Voice“ (Self-released)
Like, wer’s kennt: „I fall asleep mid-sentence / At unexpected meetings / I’m a pale phantom of myself“, singt Deniz Çiçek in „Follow The Voice“, dem Titeltrack des neuen und sechsten Albums ihres Projekts Kraków Loves Adana. Die Wahl-Hamburgerin beschreibt eine sehr gut fühlbare Müdigkeit – und das Verlieren von sich selbst in ihr. Der stoische New-Wave-Drumcomputer und Çiçeks schwermütiger Gesang tun ihr Übriges. Worte, die heute, inmitten der vierten Welle einer Pandemie, ziemlich stark resonieren. Umso überraschender, dass diese Zeilen überhaupt nichts mit unserer Gegenwart zu tun haben. Çiçek schrieb sie nämlich bereits im Jahr 2019, in einer Zeit, in der das Wort Corona noch für ein alkoholhaltiges Getränk stand.
Von der Trägheit und dem Weitermachen
2019 war in vielerlei Hinsicht eine andere Zeit. Auch für Kraków Loves Adana. Damals spielte das Duo eine große Support-Tour mit der US-amerikanischen Dreampop-Band The Chromatics. Der Song „Follow The Voice“ erschien bereits in diesen Tagen, auf dem von Chromatics-Produzent Johnny Jewel gegründeten Label Italians Do It Better. Doch der Deal fiel ins Wasser. Die Single verschwand von den Streaming-Plattformen, die damalige Version des Songs wurde sogar ganz gelöscht. Kraków Loves Adana kehrten daraufhin zu ihren DIY-Wurzeln zurück. Künstlerisch schien der ganze Stress ihnen nicht geschadet zu haben: 2020 veröffentlichten sie mit ihrem fünften Album „Darkest Dreams“ ihr bis dato stärkstes Werk, eine finster triumphale LP zwischen New Wave, Synthpop und Dark Wave.
Und nun, ziemlich genau ein Jahr später, erscheint der Nachfolger. Die anfangs beschriebene Trägheit ist nur ein Aspekt dieses Albums. „Follow The Voice“ ist genauso sehr eine LP über das Ausbrechen. Das Wiederaufstehen. Und das Weitermachen. Melancholische Songs wie „Dream House“ erklingen Seite an Seite mit aufstrebenden Tracks wie „All My Life“. Sängerin und Produzentin Çiçek arbeitet auf „Follow The Voice“ erneut mit ihrer gewohnt kühlen Mischung aus Synthesizer-Arpeggios, Maschinen-Drums und The-Cure-Gedächtnisgitarren. Doch ihre Synths klangen noch nie so herzlich und wärmend wie in „Young Again“. Manchmal kratzen sie ein wenig am Kitsch, wie in der nur wenige Hausnummern von U2s „City Of Blinding Lights“ entfernten Hymne „What Will Never Be“. Doch diese Momente werden von subtileren Stücken ausgeglichen – mit „Taint My Mind“ findet sich auf der Platte sogar ein unterschwelliger Club-Banger. Eines ist sicher: Kraków Loves Adana sind noch lange nicht müde.
Veröffentlichung: 12. November 2021
Label: Self-released
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