Mitski – „Laurel Hell“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Laurel Hell“ von Mitski, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Mitski – „Laurel Hell“ (Dead Oceans)

Mitski Miyawaki ist ein Superstar. Also soweit, wie man außerhalb des Major-Label-Daseins als Superstar gelten kann. Die japanisch-US-amerikanische Musikerin hat eine ungemein treue Fan-Gemeinde in den sozialen Medien, die es in puncto sektenartiger Verehrung mit den Heerscharen von beliebten K-Pop-Bands aufnehmen kann. Viele ihrer Fans feiern sie als ultimatives Sad Girl, ein Ergebnis der Post-Teenage-Angst ihrer Durchbruchsalben „Bury Me At Makeout Creek“ und „Puberty 2“.

Mit fanatischer Verehrung kommt eine ganze Menge Druck. Druck, zu gefallen. Druck, dem Publikum das bieten zu können, was es verlangt. Nicht ohne Grund spielte Mitski 2019 ein „letztes Konzert“, auch wenn sie das später zurückzog. Genau dieser Druck scheint auf jeden Fall auf verquere Art und Weise der kreative Antriebsmotor ihres nun erscheinenden sechsten Albums zu sein. „I used to think I would tell stories / But nobody cared about the stories I had about no good guys“, singt sie ernüchtert in der Single „Working For The Knife“, ein Song über das Schreiben eines Pop-Songs als stumpfsinnige Arbeit.

Synth-Pop-Banger statt Sad-Girl-Pop

Doch „Laurel Hell“ ist nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem Leben im Rampenlicht, sondern auch eine Abkehr von besagtem Sad-Girl-Image. Die Wurzeln für diesen Stimmungswechsel säte sie bereits auf dem Vorgänger „Be The Cowboy“, speziell in der sonnigen Post-Disco-Single „Nobody“. Auf „Laurel Hell“ schlägt sie noch stärker in diese Richtung aus: Viele der Songs sind straighte Synth-Pop-Banger, wie das zwischen Abba und Duran Duran pendelnde „Love Me More“. „The Only Heartbreaker“ hat auch eine Menge 80er-Jahre-Pop-DNA im Blut, mit einer Synthie-Hookline, die nur wenige Hausnummern von A-HA entfernt ist. Songs wie diese scheinen sich bewusst dem zu verweigern, was langjährige Mitski-Fans von ihr wollen – und sind perfiderweise gleichzeitig extrem catchy Pop-Songs.

Soviel zur Meta-Narrative. Was Mitski nämlich vollkommen zu Recht zum Indie-Superstar macht, ist nicht ihr Image. Sondern ihr Songwriting, was auch auf „Laurel Hell“ in großen Teilen seinesgleichen sucht. Neben den poppigen Höhepunkten hat sie nämlich einige, weitaus subtilere, Glanzmomente versteckt. Da ist der sanft beginnende und euphorisch eruptierende Opener „Valentine, Texas“. Oder das in zauberhaften Piano-Geklimper mündende „Heat Lightning“. Oder die den Himmel aufreißenden Shoegaze-Gitarren in besagtem „Working For The Knife“, die den Kontrapunkt zum ernüchterten Text bilden. Das hier ist keine Teenage-Angst-Musik, kein Sad-Girl-Rock. Das ist einfach großartige Pop-Musik.

Veröffentlichung: 4. Februar 2022
Label: Dead Oceans

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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