Wet Leg – „Wet Leg“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Wet Leg“ von Wet Leg, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Wet Leg – „Wet Leg“ (Domino Records)

Die ersten vier Konzerte, die Rhian Teasdale und Hester Chambers mit ihrer Band Wet Leg spielten, waren ziemlich kleine Angelegenheiten. Drei von ihnen waren in ihrer Heimat, der Isle Of Wight – und das Publikum bestand fast ausschließlich aus ihren Eltern. Das fünfte Wet-Leg-Konzert war auf dem Latitude Festival, einem der größten Festivals des UK, in einem prall gefüllten Festival-Zelt. Was ist bloß zwischen Gig Nr. 4 und Gig Nr. 5 passiert?

Nun ja, erst einmal eine Pandemie. Inmitten dieser veröffentlichten Teasdale und Chambers ihre Debütsingle „Chaise Longue“, im Juni 2021, genau zwischen dem zweiten und dritten Lockdown. Der Song ging, Entschuldigung, viral – wie die über dreieinhalb Millionen Klicks auf YouTube demonstrieren. Es war der richtige Song für den richtigen Moment: Ein hemmungslos gutgelauntes Stück Eskapismus-Musik, gefüllt mit, Entschuldigung, infektiösen Gitarrenmelodien und herrlich zusammenhangslosen Text-Verweisen (wie die „Mean-Girls“-Paraphrasierung „Is your muffin buttered? Would you like us to assign someone to butter your muffin?”). Binnen weniger Tage wurden Wet Leg zur Band der Stunde.

Unverschämt catchy

Alle Zeichen stehen hier eigentlich ganz klar auf One-Hit-Wonder. Doch das nächste kleine Wunder in der Geschichte dieser wundersamen Band ist die Tatsache, dass „Chaise Longue“ nur der Anfang war. Denn Wet Leg sind here to stay: Ihr selbstbetiteltes Debütalbum ist ein durch und durch erfrischendes Gitarrenalbum, auf dem eine unverschämt eingängige Melodie die nächste jagt. Gleich der erste Song der LP „Being In Love“ ist eine Meisterklasse in Sachen Eingängigkeit, von den lässig zurückgelehnten Strophen bis zum maximal nonchalanten „Lo-ho-ho-ho-ho-ho-ho-ho-ve“ im Refrain.

Doch Teasdale und Chambers sind nicht nur catchy. Vor allem sind sie unfassbar cool. Songs wie „Angelica“ oder „Oh No“ wechseln mit juveniler Leichtfüßigkeit zwischen dahingerotzten Power-Chord-Refrains und lustvoll gelangweilten Spoken-Word-Passagen. Wann klang Rock-Musik das letzte Mal so unangestrengt cool? Vielleicht beim Debüt ihrer britischen Kolleginnen Goat Girl? Oder gar ganz bei The Strokes‘ „Is This It“? Nur sind Teasdale und Chambers im Vergleich zu letzteren keine Indie-Rock-Macker. „You’re always so full of it / Yeah, why don’t you just suck my dick?”, singen sie in „Ur Mum”, quasi als Antwort auf eben solche. Hype-Bands kommen und gehen, doch ein so selbstbewusst lässiges Album wie „Wet Leg“ sollte eine ganze Zeit überdauern.

Veröffentlichung: 8. April 2022
Label: Domino Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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