Die Sterne – „Hallo Euphoria“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Hallo Euphoria“ von Die Sterne, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Die Sterne – „Hallo Euphoria“ (PIAS)

Nach mehr als 30 Jahren Bandgeschichte und über einem Dutzend Studioalben kann man schon mal attestieren: Die Sterne sind die wahrscheinlich verlässlichste Rock-Gruppe dieses Landes. Ein mutiger Superlativ, könnte man meinen. Doch was steckt dahinter? Vielleicht die Tatsache, dass die 1991 von Frank Spilker, Thomas Wenzel, Frank Will und Christoph Leich in Hamburg gegründete Formation seit dem Debüt „Wichtig“ (1993) kein einziges uninteressantes Album veröffentlicht hat.

Doch wie ein guter Song aus Spilkers Feder hat die Verlässlichkeit von Die Sterne mehrere Ebenen. Denn eine Sterne-LP ist nicht nur qualitativ, sondern auch inhaltlich und soundästhetisch konsistent. Seit besagtem Debüt grooven Bass und Schlagzeug knochentrocken, umkreist von rustikalen Tasteninstrumenten und dem durch hanseatischen Stoizismus gefilterten Funk-Rock, den Spilker aus seiner Gitarre schleudert. Seit 1991 sind dessen Texte von einer charmanten Mischung aus Melancholie, Lakonie und Spitzfindigkeit durchzogen. Eine Formel, von der die Band nicht abweicht (der kleine Disco-Ausschlenker „24/7“ aus dem Jahr 2010 dürfte als die Ausnahme gelten, die die Regel bestätigt) – auch wenn sich die personelle Struktur der Gruppe ändert. Schließlich ist 2022 von den Gründungsmitgliedern nur noch Spilker übrig.

So, wie Sterne eben klingen

So ist „Hallo Euphoria“, die 13. LP von [Die Sterne], eine konsequente Fortführung der bisherigen Diskografie. Die erste Single „Alles was ich will“ basiert auf einem Fender-Rhodes-Groove, der sich nahtlos auf Platten wie „In echt“ oder „Posen“ einfügen könnte. Genauso verhält es sich mit dem gemütlich-funky „Die Kinder brauchen Platz“ oder dem musikalisch nur wenige Meter vom „Universal Tellerwäscher“ entfernten „Ping Pong“. Spilkers aktuelle Band, bestehend aus Keyboarderin Dyan Valdés, Gitarrist und Arrangeur Max Knoth und den Von-Spar- und Urlaub-in-Polen-Mitgliedern Jan Philipp Janzen und Phillip Tielsch, imitiert den Sound der Vorgänger-LPs nahezu perfekt. Diese bekannten Klänge lassen die kleinen Variationen jedoch noch viel mehr herausstechen. Die Krautrock-Motorik des Openers „Stellt mir einen Clown zur Seite“. Die von Streichern getragene Traurigkeit des Abschluss „Wir wissen nichts“. Oder die leichten Talking-Heads-Vibes von „Die Welt wird knusprig“. Das überraschend aggressive Ende von „Gleich hinter Krefeld“.

Ebenso erwartbar gut wie die Musik sind Spilkers Texte. Auf „Hallo Euphoria“ zeigt er sich ziemlich selbstreferentiell, vom sich selbst im Titel schon namedroppenden „Spilker immer mittendrin“ bis zu „Die Welt wird knusprig“, in dem er die Erwartungen an sich und seine Band analysiert und vorwegnimmt: „Die Sterne haben ein Lied zu singen / Lieder, die Dich dazu bringen / Huf und Arsch und Hirn zu schwingen“, singt er dort, als wäre er sich der Verlässlichkeit seiner Band bewusst. „So, wie Sterne eben klingen.“ Wie schön eigentlich, in verlässlich unruhigen Zeiten sich so auf eine Band verlassen zu können. Besonders, wenn dann zwischen der ganzen Ironie noch Platz für solch schöne Zeilen ist: „Wir wissen nichts / Doch es könnte schlimmer sein / Es könnte zu Ende sein / Wir könnten alles wissen.“

Veröffentlichung: 16. September 2022
Label: PIAS

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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