Pip Millett – „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“ (Album der Woche)

Cover des Albums „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“ von Pip Millett, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Pip Millett – „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“ (Sony)

Fragt man Pip Millett nach der Grundstimmung ihrer Musik, hat sie eine klare Antwort: „Chilled, but emotional.“ Entspannt, aber gefühlvoll. Das ist jetzt erst einmal nicht besonders deskriptiv. Vor allem, weil die in Manchester geborene und in den letzten Jahren schwer gehypte Künstlerin im R&B zu Hause ist – ein Genre, dessen Sound sich schon immer aus einer Mischung aus Vibes und Emotionen auszeichnet. Trotzdem trifft Millett mit diesen drei Worten die Essenz ihres Debütalbums „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“ perfekt.

Fangen wir an mit der „Entspannung“: „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“ ist ein meisterhaft produziertes modernes R&B-Album. Die Instrumentals sind genauso tiefenentspannt wie abwechslungsreich: Von den an Massive Attack erinnernden Trip-Hop-Drums der Single „Ride With Me“ über die klimpernde Emo-Gitarre von „I Know“ und die Retro-Soul-Gitarren und Breakbeats von „My Way“ bis zu den jazzigen Joni-Mitchell-Akkorden der Interlude „Mistakes“ (kein Zufall, Millett nennt Mitchell als eine ihrer größten Inspirationen). Der Star der Show ist aber natürlich Milletts Stimme. Mit der verbindet sie subtile Zurückhaltung mit technisch virtuosem Crooning – wie eine Mischung aus Jorja Smith und Billie Eilish. Millett hält das Energielevel bewusst niedrig. Sie weiß, dass sie nicht schreien muss, um gehört zu werden.

Entspannte Beats, komplexe Gefühle

Und dann ist da die emotionale Ebene von „When Everything Is Better, I’ll Let You Know“. Und auch die hat es in sich. Millett befasst sich auf dieser LP mit einigen schwergewichtigen Themen, wie Depression oder Angststörungen. „I stick it back together lately, I hate it / I hardly notice when I’m having a good time“, singt sie in „Happy No More“. Auch Themen wie Break-ups behandelt sie zuhauf, wie in „My Way“, wo sie innerhalb weniger Zeilen das gesamte emotionale Schleudertrauma eines Beziehungsendes einfängt: „I feel so sad, I feel so very bad / I feel so fucking free.“ Die Musik mag warm und einladend klingen, doch dahinter brodeln komplexe Gefühle. So kann man sich beim Hören dieses Debüts so fühlen, als würde man sich in einer geschmackvoll eingerichteten Bar mit seinen besten Freund*innen weinend in den Armen liegen.

Veröffentlichung: 21. Oktober 2022
Label: Sony

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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