Zwischen Schopenhauer & Coltrane: „Mythsysizer Instinct“ von R.A.P. Ferreira

Foto vom US-Rapper R.A.P. Ferreira, dessen Single „Mythsysizer Instinct“ unser Track des Tages ist.

Watet gerne knietief durch den Stream Of Consciousness: R.A.P. Ferreira

Einen R.A.P.-Ferreira-Track zu entknoten, ist keine leichte Aufgabe. Der früher unter dem Namen Milo arbeitende, bereits seit den frühen Zehner-Jahren aktive US-Musiker ist einer der kopflastigsten Rapper seiner Generation. Als Beispiel darf an einen Song erinnert werden, den er nach Arthur Schopenhauer und dessen „post-hoc“-Kritiken benannte. Ferreiras Stream-Of-Consciousness-Rap ist tief – so tief, dass man gerne beim Entziffern seiner Querverweise den Boden unter den Füßen verlieren kann.

Auch seine neue Single „Mythsysizer Instinct“ ist eine sehr nachdenkliche Angelegenheit. „No one ever really dies, well no one ever really cared either / They nod as if incredulity made them wiser / The mythsysizer, ‚twas the almighty told me play the defier“, legt Ferreira direkt nach wenigen Sekunden Intro los. Später namedroppt er binnen Mikrosekunden John Coltrane und Wrestling-Star Rhonda Rousey. Nach einem sarkastischen Bibel-Exkurs über die Bürde der Schöpfung des Menschen in der zweiten Strophe endet der Song abrupt mit einem Nachruf auf verstorbene Rapper: „You know, rappin‘ get people killed / It get deeper still, you gotta be for real / All these spells / In this world’s strangest, most dangerous occupation.“ Bei all diesen inhaltlichen Turnarounds kann man schon mal ein leichtes Schleudertrauma bekommen.

Virtuose Leichtfüßigkeit

Doch „Mythsysizer Instinct“ ist mehr als ein beeindruckendes Showcase für die Wortgewandtheit von R.A.P. Ferreira. Vor allem demonstriert der Song seine wunderbare Musikalität. Nach dem textlich wie musikalisch ziemlich abstrakten Vorgänger-Album „Bob’s Son: R​.​A​.​P. Ferreira In The Garden Level Cafe Of The Scallops Hotel“ hören wir hier eine Rückkehr zum direkten Rap. Ferreira flowt mit virtuoser Leichtfüßigkeit durch das verträumt-jazzige Stück. Stimme und Instrumental verschmelzen perfekt. Kein Wunder, schließlich arbeitet Ferreira schon seit Jahren regelmäßig mit dem Produzenten Kenny Segal. Und dann ist da noch das musikalische Sahnehäubchen: Die Hookline, meisterhaft gecroont von Hemlock Ernst – dem HipHop-Alter-Ego von Samuel T. Herring, Sänger der Synth-Pop-Band Future Islands. So catchy klang Ferreiras ultradichte Beat-Poesie lange nicht mehr.

„5 To The Eye With Stars“, das neue Album von R.A.P. Ferreira, wird am 4. November 2022 auf Ruby Yacht erscheinen. „Mythsysizer Instinct“ ist unser Track des Tages. Hört ihn Euch hier an:

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