02.12.: Knusper Knusper Knäuschen

„Perverse Spiele im Nonnenkloster“ ist nicht der Titel eines italienischen Pornofilms aus den 70ern, sondern die Überschrift eines Artikels der FR zum ihrer Meinung nach tollsten neuen Poptrend: Witch House. „Jenseits der Remix-Kultur mehren sich die Produzenten und Bands, die aus langsam rückwärts laufendem Rap-Gesang, gregorianischen Chören und synthetischem Kirchenorgelgehupe dunkelbunte Popsongs erzeugen“, darunter Bands wie Salem oder oOoOO. Und Witch House ist nicht nur was für die Ohren, sondern auch was für’s Auge: „Die Bedeutung der Videos [ist] beim Witch House so groß wie bei keinem anderen Genre der letzten Jahre. Das Visuelle und die Musik, die Symbole und Sounds ergänzen einander zum multimedialen Mysterientrash.“ Zu sehen gibt es multimedialen Mysterientrash u.a. hier und hier.

Ob Trash oder Glückseligkeit in Reinkultur, da ist man sich bei Bollywood nicht so sicher. Shah Rukh Khan, der in fast allen (die zumindest wir gesehen haben) Bollywoodfilmen die Hauptrolle spielt, hat so eben die 40tägigen Dreharbeiten zu dem Film „Don-2“ in Berlin abgeschlossen. „Don-2“ ist die Fortsetzung von (man ahnt es fast) „Don“ und wird mit einer „Verfolgungsjagd über den Berliner Gendarmenmarkt und […] Auto-Stunts vor dem Brandenburger Tor“ zu begeistern wissen. „Der Film wird vom Medienboard und dem Deutschen Filmförderfonds mit jeweils einer Million Euro gefördert“ und die Hauptstadtregion (und ihre laut Shah Rukh Khan „sehr warmherzige[n], humorvolle[n] Menschen“) erhoffen „sich durch den Film mehr Aufmerksamkeit von potenziellen indischen Besuchern“, so der Chef des Berliner Tourismus-Marketing, Burkhard Kieker. Die ganze Meldung findet Ihr in der Berliner Morgenpost.

Von einem Revolutionär des Kinos zum nächsten: Jean-Luc Godard wird morgen 80 und deshalb veröffentlicht die taz schon heute eine Würdigung. „Der große Zitator, ein Mann, der Filme und Bücher und dann auch sich selbst zitiert, große Namen fallen lässt wie nichts Gutes und heute gerne zitiert wird mit nur bedingt für bare Münze zu nehmenden Sätzen wie dem, das Kino sei ’24 Mal Wahrheit in der Sekunde‘. Und doch ist Godards Kino ein Kino, das sich im Zitieren niemals erschöpft, das aus dem Zitieren eine Kunstform gemacht hat, in der das Zitierte ausgestellt und in oft schroffer Schönheit etwas Eigenes wird.“ Mehr über den Werdegang Godards, seine Filme und seine politischen Ansichten („eine sehr lose Kanone“) findet Ihr in diesem Artikel mit dem Namen „Der Widerborst“.

Ein wenig widerborstig kommt Jack White im Moment einigen Fans vor. Seit 2009 veröffentlich Whites Label Third Man Records exklusive Limited Editions von Künstlern wie The Dead Weather oder den White Stripes. Bisher wurden die begehrten Platten, die nur in Auflagen von 100 oder 300 Stück erschienen, für den Preis von 10$ verkauft und es galt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Da das aber oft sogenannte „Flipper“ anzog, die die Platten dann für 300$ auf eBay weiterverkauften, entschied sich White jetzt dafür, das Material gleich bei eBay einzustellen und an den Höchstbietenden abzugeben. Einige Fans können sich diese Preise aber nur schwer leisten und beschwerten sich in der Folge massiv bei White.
Dessen Erklärung begann sehr vernünftig: „If 300 is what it’s worth, then why doesn’t Third Man Records sell it for 300? If we sell them for more, the artist gets more, the flipper gets nothing… We thought we’d let you decide how much they cost this time.“ So weit, so nachvollziehbar. „You would go so far as to say fuck you to us? For what? We didn’t do anything to you but give you what you want … If you don’t want [this record], DONT BUY IT. And if you do want it, don’t act like you DON’T want it. Get in line like anyone else … It’s you and others wanting them that dictates the price and the entire nature of the idea.“ Noch mehr von Whites dann doch recht emotionaler Erklärung inklusive Vietnam-Vergleich lest Ihr im Guardian.

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  1. posted by
    SALEM – „Skullcrush“ | FrontPageSearch
    Jun 18, 2011 Reply

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