(Surfdog)
Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.
Wer? Glen Travis Campbell wird 1936 in Arkansas geboren. Als jugendlicher Autodidakt lernt er Gitarre zu spielen und geht im Alter von 18 Jahren mit der Band Western Wranglers das erste Mal auf Tour. Als Studiomusiker arbeitet er unter anderen für Elvis Presley, Frank Sinatra und die Beach Boys, bis er seine Arbeit als Studiomusiker 1968 einstellt und in den Folgejahren seine größten Country-Pop-Erfolge erzielt. Ende der Siebziger nehmen die Charterfolge dann stetig ab, bis er sich schließlich 2008 mit Meet Glen Campbell zurückmeldet und sein Comeback schafft.
Was? Mit „Ghost On The Canvas“ ist Glen Campbell nun ein autobiographisches Stück Musik gelungen, in dem er sich mit besonderem Augenmerk jüngsten Ereignissen widmet, die auch als Anlass gelten, ein finales Studioalbum zu produzieren und die Musikwelt anschließend hinter sich zu lassen: Im März 2010 wurde Glen Campbell die unheilbare Nervenkrankheit Alzheimer diagnostiziert. Vor diesem Hintergrund erscheint das aktuelle Album vor allem als Versuch, vor dem beginnenden Kampf gegen das schleichende Vergessen ein vorläufiges Resümee wichtiger Stationen seines Lebens zu ziehen. „Ghost On The Canvas“ ist intim, aber ausreichend abstrakt, um auch als bodenständiges Country-Album angesehen zu werden.
Warum? Die Zusammenarbeit zwischen Campbell und Producer Julian Raymond lässt sich sicher mit der Erfolgsgemeinschaft von Rick Rubin und Johnny Cash vergleichen – nicht zuletzt auch wegen der Genre-Überschneidungen. Anders als die „American Recordings“ ist „Ghost On The Canvas“ allerdings nicht der Versuch, durch einen Imagewechsel der musikalischen Karriere zu neuem Leben zu verhelfen, sondern jener, nach annähernd einem halben Jahrhundert einen musikalische Ausklang zu erzeugen. Zwischensequenzen wie „The Rest Is Silence“ oder „Valley Of The Sun“ verhelfen dem sonst authentischen Country dabei allerdings durchaus zu neuen Ausdrucksform, für die das Pedal-Steel-Metier zwischenzeitlich sogar ganz verlassen wird.