Neue Platten: Giana Factory – „Save The Youth“

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6,5

Giana Factory – das ist eine dieser vielversprechenden Bands aus dem „neuen Schweden“ formerly known as Dänemark. Sie mögen den einen oder anderen noch aus dem Vorprogramm von The Asteroids Galaxy Tour bekannt sein. In ihrer Heimatstadt Kopenhagen finden sich Giana Factory in einem Tonstudio wieder, das in einer alten Fabrik untergebracht ist und wohl Auswirkungen auf die Namensgebung gehabt haben muss. Auswirkungen hatte auch die weibliche Hauptfigur eines relativ unbekannten Videospiels von 1987, das den Erfolg von Super Mario auf dem PC nachahmen sollte. Von diesen „Great Giana Sisters“ inspiriert also, gründeten sich Giana Factory in ihrer aktuellen Besetzung: die drei Damen Loui Foo (Gesang und Schlagzeug bzw. Drum-Pads), Sofie Johanne (Bass, Synthesizer) und Lisbet Fritze (Gitarre).

2009 veröffentlichte die Band ihre Debüt-EP mit dem Titel „Bloody Game“, nun folgt das Debüt-Album „Save The Youth“, eine durch und durch synthig-elektronische Indie-Pop-Platte. Sie ist einerseits sehr von konsonanten Melodien getragen, andererseits mit tanzbaren, treibenden Beats unterlegt, wie zum Beispiel in der Single-Auskopplung „Rainbow Girl“. Dazu stellt die Band ein Video vor, das die Musik mit Blue-Screen-Bildern und anderen optischen Verwirrungen unterlegt. Wie schon in früheren Bebilderungen greifen Giana Factory auch hier auf bemalte Gesichter und schnelle Halbnah-Umschnitte zurück, diesmal ergänzt durch Tiermasken und Licht- und Farbverwirrung. Zu ihren Alter Egos in spacigen Tierkostümen siehe auch das Cover.

Aber was gibt es noch auf „Save The Youth“ zu hören? Da ist zuerst der etwas sphärische, oft gedoppelte Gesang von Louie Foo, der Giana Factorys Musik enorm prägt und einigermaßen abwechslungsreich ist. Dazu eine ziemlich sphärische Stimmung, in einigen Stücken fast Ambient-artig mit Störgeräuschen aus Synthesizer und Percussion-Schlägen vieler Formen. Einige Stücken werden dann im Verlauf stärker verzerrt und man kann nach einem natürlicheren Anfang ein abstrakteres Ergebnis erwarten. In „Dive“ etwa tauchen wir nach dem ersten Viertel des Stückes aus einem treibenden Becken elektronischen Pops in eine relativ alleingestellte Gesangslinie auf. Darunter begleitet uns ein sehr technoider Viervierteltakt, der allerdings für die Gesangsparts gerne pausiert und offensichtlich von einem bleependen U-Boot gesteuert wird. Der Text hält sich dazu an die Zeile „Dive in the middle of emotion“, wobei das erste Wort viel mehr nach „Die“ klingt.

Dieses Album ist nun „Save The Youth“ betitelt. Der Titel taucht als Textzeile auf und wird auf „Pixelated Truth“ gereimt; inhaltlich und thematisch greifen Giana Factory immer wieder auf digitale Lebensformen („I’m just a character in your computer game“) und die Unabhängigkeit oder Freiheit zurück, sei es die der Frau oder die der Jugend eben. Das weibliche Superheldentum wird hier ausgelebt, irgendwann fallen die Worte „Riot Grrrls“, die im Musikjournalismus irgendwie immer öfter fallen; und gerne werden auch die drei Däninnen zu dieser Punk-Bewegung hinzugerechnet.

Zu den zehn Songs des Albums gibt es noch eine Bonus-CD. Darauf sind die „Bloody-Game“-EP und vier aktuelle Remixe zu finden, unter anderem von Trentemøller und Glasvegas, dessen Vorprogramm Giana Factory bespielten. Weiterhin gibt es zwei „Original-Demo“-Versionen, die nur den von einer akustischen Gitarre begleiteten Gesang zeigen und die Ohren nach so viel elektronischer, bleepender, bassiger Power doch sehr überraschen.

Letztlich ist das Album tatsächlich ganz gut und eine ordentliche Elektropop-Platte. Hauptsächlich Synthesizer und E-Gitarren, ohne Post-Punk zu sein, die Beats oft treibend und nicht uninteressant, genauso wenig wie der Gesang.

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