Dringlichkeit in jedem Ton – die Alabama Shakes

(Alabama Shakes)Alabama Shakes

Einmal im Monat gibt es im ByteFM Magazin einen Beitrag zu einem aktuellen musikalischen Thema zu hören – mit freundlicher Untertstützung von NAD.

Vergangenen Freitagvormittag ging es um die Band Alabama Shakes. Jeden Monat findet sich hier ein Transkript des aktuellen Beitrags:

Vor wenigen Wochen war das erste Album von Alabama Shakes unsere Platte der Woche. Die Band hatte „Boys & Girls“ zunächst auf eigene Kosten aufgenommen und ohne Plattenvertrag im Internet veröffentlicht. Nach ihrem heimatlichen Bundesstaat hat sich die Band benannt, einer musikalisch geschichtsträchtigen Gegend: Vor 200 Jahren dominierte der Baumwollanbau die Wirtschaft von Alabama, und auf den Plantagen entwickelten sich aus den Sklavengesängen die Anfänge des Blues. Aus dem kleinen Städtchen „Athens“ im südlichen Alabama kommt die Band. Etwas mehr als 20.000 Menschen leben dort. Ruhig, beschaulich und sicher geht es dort zu. „Es gibt ein paar Dinge, die man dort machen kann“, sagt Sängerin Brittany Howard, „Angeln, Quadfahren (ein Quad ist eine Art Motorrad auf 4 Rädern) oder mit seinen Freunden rumhängen, aber sobald die Sonne untergeht, ist es einfach nur dunkel. Dann man muss sich etwas überlegen. Ich habe mit dem Songwriting angefangen, um der Langeweile zu entkommen.“

Lange war Brittany Howard beeindruckt vom Gitarrenspiel ihres Highschool-Mitschülers Heath Fogg. Dass die beiden jemals zusammen in einer Band spielen würden, hätte sie damals nicht zu träumen gewagt. Umgekehrt mochte Heath Fogg aber auch Brittanys Herangehensweise an Musik, und so begannen die beiden, zusammen mit zwei Gleichgesinnten Songs zu schreiben.

Ein Jahr hat die Band am Album „Boys & Girls“ gearbeitet, weil alle Bandmitglieder nebenher täglich mit ganz normalen Jobs Geld verdienen mussten. Heath Fogg zum Beispiel verdiente sein Geld damit, das örtliche Kernkraftwerk nach Strahlungs-Lecks zu untersuchen und Brittany Howard war bis vor Kurzem noch täglich als Briefträgerin unterwegs.

Der Musik von Alabama Shakes hört man an, dass die Band sich dem musikalischen Erbe ihrer Südstaaten-Heimat verbunden fühlt. Das Städtchen Muscle Shoals in Alabama ist für seine gleichnamige Rhythm Section bekannt, die in den 60er-Jahren unter anderem Aretha Franklin begleitet hat. Obwohl die Musiker der Alabama Shakes in unmittelbarer Umgebung von Muscle Shoals aufgewachsen sind, war Gitarrist Heath Fogg als Jugendlicher zunächst von anderen Dingen beeindruckt: vom Musikgeschmack des großen Bruders eines Freundes oder von Nirvana. Erst als junge Erwachsene setzten sich Alabama Shakes intensiver mit der Musik auseinander, die in ihrer Heimat ihren Ursprung hat. Country, Folk, Gospel und der Blues sind die wichtigen Einflüsse für Alabama Shakes, deren Songs an Südstaaten-Legenden wie Otis Redding oder Wilson Pickett erinnern. Selbst den verstaubten Klang der alten Aufnahmen kopieren Alabama Shakes auf ihrem ersten Album. Dass ihr Retro-Soul nicht kalkuliert und abgeguckt wirkt, ist dem guten Songwriting, aber vor allem dem Gesang von Brittany Howard zu verdanken, die ihre eigenen, zum Teil schmerzlichen Alltagserfahrungen in ihren Songs mit Hingabe verarbeitet. Selbst, wer die Texte nicht versteht, spürt die Dringlichkeit in jedem Ton.

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