Cat Power – "Sun"

Cat Power - SunVÖ: 31.08.2012
Web: catpowermusic.com
Label: Matador/Beggars Group

Vom soliden Blau hebt sich ganz zart ein Frauenkopf ab. Die Haare kurz, der Blick verträumt. Durch ihr Gesicht hindurch zieht sich ein Regenbogen. Ein simples Cover, auf dem mit Edding das Wort „Sun“ versehen ist. Wüssten wir nicht, dass dieser Frauenkopf Cat Power gehört und dieses Cover ihr neues Album schmückt, könnte man fast meinen, man habe es mit einer Meditationsplatte zu tun: Elf Song mit Namen wie „Sun“, „Human Being“ oder „Peace & Love“ machen den Anschein, als führten sie zur Erleuchtung, zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit, zur Erkenntnis. Qigong mit Meeresrauschen und Vogelgezwitscher.

Das sieht doch alles nach Neuanfang aus, wie wir ihn aus den Medien kennen: Ein Rainer Langhans, der sich in der Kommune genügend ausgetobt hat, jetzt allen Drogen widersagt und als Guru im weißen Anzug durchs Leben läuft. Eine Britney Spears, die sich vor lauter Schreck nach einer Trennung den Kopf kahl rasiert. Ein Charlie Sheen, der sein Comeback feiern will. Alles ein bisschen weit hergeholt? Nicht ganz.

Chan Marshall veröffentlicht nach sechs Jahren ein neues Album. Sechs Jahre, in denen sie an einer Schreibblockade litt, dann schon ein neues Album komplett fertig hatte, um es schließlich wieder über den Haufen zu werfen. Sechs Jahre seit der Veröffentlichung ihrer letzten originellen Platte „The Greatest“, die so wunderbar traurig von Marshalls außergewöhnlichen Stimme besungen wird. Depressionen, Alkoholprobleme, wirre Auftritte gehörten damals zur Tagesordnung.

Seitdem ist viel passiert. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich Cat Power hinter ihrem vollen Pony versteckt. Die Haare sind abgeschnitten. Sie legt den Blick offen – und auch ihr Herz. Dieses Mal jedoch auf eine weniger angreifbare und verwundete Art und Weise, sondern viel stärker, ja fast schon optimistischer. Die Leute wollen keine deprimierte Cat Power mehr hören, sagt sie sich. Und sie selbst sei es auch leid.

Auf „Sun“ wagt Cat Power neue Wege. Zusammen mit Philippe Zdar, der auch schon mit Musikern wie Chromeo, Phoenix oder Kele arbeitete, probiert sie elektronische Arrangements in ihren sonst so Indierock-lastigen Songs aus. Der Titelsong „Sun“ bietet hier eine Fülle an Neuheiten für Cat-Power-Fans. Plötzlich sind da Synthesizer zu hören, poppige Rhythmen und ein R-’n‘-B-artiges „Wooo“-Gesumme zum Schluss. Bei „3,6,9“ skippt man gleich im Song zurück – was ist das? Auto-Tune? Okay! Wenn sie in „Peace & Love“ zu rappen beginnt, fühlen wir uns dann doch wie im falschen Film. Da ist sie, die neue Cat Power.

Die Single „Ruin“ hingegen lässt an alte Zeiten erinnern: Ein kleines Klaviergetöse, das sich nach und nach aufbauscht wie eine Spirale, in die E-Gitarre und rauchiger Gesang einsetzen. Ihre Texte sind stark und gehen ins Ohr: „What are we doing? We’re sittin‘ on our ruin.“ Für das knapp elfminütige Stück „Nothing But Time“, das Cat Power für die Tochter ihres Ex-Lebensgefährten geschrieben hat, holt sie sich Iggy Pop ins Boot. „It’s up to you to be a superhero“, singt sie darin und schlüpft damit in eine Mutterrolle.

Nein, „Sun“ ist keine Meditationsplatte für Verzweifelte, sondern ein unerwartet spannendes Album.

Das ByteFM Album der Woche.

Jeden Tag von Montag bis Freitag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 10 und 12 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr und im ByteFM Magazin am Abend ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland, der Sendung mit den neuen Platten.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Sun“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

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