Two Gallants – "The Bloom And The Blight"

Two Gallants - The Bloom And The BlightVÖ: 07.09.2012
Web: twogallants.com
Label: Fargo

Fünf lange Jahre gab es kaum ein Lebenszeichen der beiden Kalifornier von Two Gallants; zu viel Arbeit zu viele Tourneen, quasi der Rock-’n‘-Roll-Burnout, so war es zumindest als Begründung zu vernehmen. In den Jahren davor verzückten die ehemaligen Saddle-Creek-Schützlinge die Musikwelt mit ihren drei brachial-emotionalen Alben „The Throes“, „What The Toll Tells“, dem nach der Band benannten „Two Gallants“ und der grandiosen EP „The Scenery Of Farewell“. Dazu kamen gefühlte fünf Jahre des Dauer-Tourens – das kann einem schon mal zu viel werden.

Nun sind Adam Stephens und Tyson Vogel wieder zurück. Auf ihrem Weg zu „The Bloom And The Blight“ haben sie unter anderem das oben erwähnte Vorzeige-Indielabel aus Omaha zurückgelassen, um bei dem ambitionierten New Yorker Label ATO Records (u. a. My Morning Jacket, Alabama Shakes, Stars) zu unterschreiben (Anm. der Redaktion: In Europa erscheint das Album auf Fargo Records). Das vierte Studioalbum des Duos wurde in den Fantasy Studios im kalifornischen Berkeley aufgenommen, ein Studio in dem sich schon illustre Gäste wie B.B. King, John Lee Hooker oder die White Stripes wiederfanden. Für die Aufnahmen zeichnet John Congleton (u. a. Explosions In The Sky, Modest Mouse, St. Vincent) verantwortlich, den Vogel als „Künstler auf seine ganz eigene Art und Weise“ bezeichnet.

Wer aber nun Angst vor allzu vielen Veränderungen hat, der möge an dieser Stelle beruhigt sein: Der Neuling des in San Francisco ansässigen Duos ist in jedem Fall ausgereifter, tiefer und stellenweise auch im Sound gewachsen, aber orchestrale Elemente oder vermeintlich clevere Synthie-Spielereien sind die Sache der Two Gallants nicht. „Gott sei Dank!“, möchte man beim ersten Mal Hören irgendwohin rufen, denn die beiden bleiben bei ihrem Blues-lastigen Indie-Folk, was mitnichten heißt, dass Stephens und Vogel stagnieren. Zu finden sind auch Grunge- und Punk-Anleihen, die man in der Form von den beiden so noch nicht zu hören bekam.

Eröffnet wird „The Bloom And The Blight“ von dem aufwühlenden „Halcyon Days“, die Gitarre pirscht sich an das heran, was man wohl nur einen äußerst gelungenen Einstieg nennen kann. Recht fix wird die Solo-Idylle von krachenden Drums durchbrochen, um den Weg für Stephens‘ fast hysterische Stimme zu ebnen, die den Song trägt und ihn auf eindrucksvolle Weise richtiggehend strukturiert.

Ride Away“ ist dann so etwas wie ein Paradebeispiel für den oben erwähnten Grunge-Einfluss. Straighte Gitarren-Sounds, unterschwellige, pumpende Drums und wiederum Adam Stephens‘ unglaubliches Organ führen den Song immer wieder zum kreischenden Zusammenbruch, nur um den Track dann wieder ganz neu aufzubauen. Laut, dramatisch und ungemein aufregend.

Die Herren von der Westküste können aber auch gemächlicher, zu hören z. B. beim Country-Rock-lastigen „Willie“. Die blächernen Gitarren-Riffs werden unterstützt von einer freundlich blubernden Orgel, ehe die Drums verhältnismäßig sanft einsetzen, und auch Stephens‘ Stimme erscheint hier fast zart.

Überhaupt ist die Aufteilung zwischen ruhigeren Titeln („Broken Eyes“, „Decay“, „Sunday Souvenirs“) und den lauteren, melodramatischeren Stücken („My Love Won’t Wait“, „Cradle Pyre“, „Winter’s Youth“) recht ausgeglichen. Textlich gibt es allerdings einen festen roten Faden, der sich durch das ganze Werk von Two Gallants zieht: Wütend, erschütternd und tragisch sind Begriffe, die einem unweigerlich durch Kopf und Körper schwirren, während diese famose Platte läuft.

Das ByteFM Album der Woche.

Jeden Tag von Montag bis Freitag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 10 und 12 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr und im ByteFM Magazin am Abend ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland, der Sendung mit den neuen Platten.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Two Gallants“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Fargo | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Yard Act – „Where’s My Utopia?“ (Album der Woche)
    Slacker-Hop, Highlife-Gitarren und Disco-Punk: Auf ihrer zweiten LP „Where's My Utopia?“ streifen Yard Act das Post-Punk-Korsett ab – und klingen so befreit wie noch nie. Unser Album der Woche!...
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.