Neue Platten: Dinosaur Jr. – "I Bet On Sky"

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7,9

28 Jahre! Okay, mit Unterbrechungen, Streit und so, aber das kommt schließlich in den besten Familien beziehungsweise Bands vor. Auch bei Dinosaur Jr. Und wie in den besten Familien und Bands, fand man auch hier irgendwann, genauer gesagt 2005, wieder zur Originalbesetzung zurück und legt nun mit „I Bet On Sky“ das seitdem dritte Album vor, das zehnte insgesamt. 28 Jahre! J Mascis, Lou Barlow und Murph schrieben schon Musikgeschichte, da waren viele Rockstars von heute nicht einmal geboren.

Das mit der Muskgeschichte und Dinosaur Jr. ist aber so eine Sache: Zusammen mit schillernden Bands wie Sonic Youth, Nirvana und Pearl Jam, sind sie Mitte bis Ende der 80er-Jahre groß geworden. Aber obwohl sie durchaus mit diesen Bands in einer Liga spielen, blieb ihnen der ganz große Wurf, ihr „Daydream Nation“, ihr „Nevermind“ oder ihr „Ten“, immer ein wenig verwehrt. Ihr Erfolg, so scheint es, ist fundamentaler Natur. Eine stehts wachsende Fan-Gemeinde haben Dinosaur Jr., aber wachsen tut sie nur sehr langsam. Sollten die Drei aber in den nächsten 28 Jahren weiter Musik machen, könnten sie sich langsam zur größten Indie-Rockband aller Zeiten entwickelt haben. Und alle werden sich fragen: „Wo kommt das auf einmal her?“

„I Bet On Sky“ birgt fast schon erwartungsgemäß keinerlei Soundinnovationen und kehrt auch nicht von Vertrautem ab. Lou Barlow hat sich in den Songs „Rude“ und „Recognition“ ausgelebt. Sie kommen um Nuancen punkiger daher als die Songs von Mascis. Die 83,3 Prozent aus seiner Feder sind typische Mascis-Lieder. Dreckige Verzerrung, schwerfällige Tempi, hier und da ein Gitarrensolo, seine prägnante, leicht nölige Stimme, die man sich nicht zu lange anhören darf oder kann. Der Track „Almost Fare“ ist einer der stärksten Songs des Albums, erinnert aber auch ein wenig an The Black Keys. Funkig wirds in „I Know It Oh So Well“, ohne wesentliche Band-Charakteristika abzulegen.

Dinosaur Jr. haben ihren Stil schon gefunden, als viele der Rockhelden von heute noch große Haufen in ihre Windeln gelegt und ihre Eltern genervt haben. „Never change a winning team“, ruft der Fußball-Fan, doch sollte über die erneute Verweigerung des musikalischen Fortschritts Dinosaur Jrs diskutiert werden. Wie schon gesagt, Dinosaur Jr. sind eine fundamentale Band und sie haben es auch wieder einmal geschafft, ihre „Aufgabe“ zur vollsten Befriedigung zu erfüllen. Aber haben Mascis und Co. keine Ambitionen für mehr? Sonst dauert es wirklich noch ein Vierteljahrhundert bis zur Eroberung des Rock-Olymps. Selbst wenn es gegenüber der Band nun ein wenig anmaßend klingt: Stillstand heißt doch auch Rückschritt. Auch wenn es Stillstand auf einem verdammt hohen Niveau ist.

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