Thorvaldur Thorvaldsson – High & Low

Von kolell

High & Low High & Low (Foto: Sabine Bruckner)

Was treibt wohl einen Isländer dazu, seine wunderschöne, gemütliche, etwas menschenleere Insel zu verlassen? Das erfordert gute Gründe. Der Singer-Songwriter Thorvaldur Thorvaldsson verließ seine Heimat um in Salzburg, Österreich sein Opergesangsstudium beenden zu können. Das war 2008.

Thorvaldsson ist vielseitig unterwegs. Nach dem Studium wollte der Isländer mit dem klangvollen Namen neben klassischem Opergesang auch wieder eigene Musik machen und gründete 2010 eine eigene Band. High & Low ist sein Bandprojekt. Thorvaldsson ist der Kopf: Er ist Frontman, steht an der Gitarre und komponiert alle Songs. Es kommt auch schon mal vor, dass er Konzerte alleine spielt. Doch viel lieber steht er gemeinsam mit seiner Band auf der Bühne. Die Band, das sind: Haraldur Gudmundsson (der zweite Isländer in der Band, Kontrabass), Camillo Mainque-Jenny (Schlagzeug), Isabella Standl (Gesang), Leonard Kuhn (Gitarre) und Stefan Bachmann (Bassklarinette).

In diesem Jahr erschien zwei Jahre nach der Gründung ihr Debütalbum „Narrow Road“. Mit seinen 11 Tracks ist es zu einem Geheimtipp unter den Folkbands geworden. Man hört vor allem isländische Einflüsse aus deren Folkschubladen, aber auch markant soulige Stellen tauchen immer wieder in der Stimme auf. Wenn man High & Low mit Künstlern vergleichen möchte, so denkt man an Leonard Cohen, Nick Drake oder Nick Cave.

Der Name der Band ist eine Metapher auf das Auf und Ab im Leben. Die Texte haben oft einen autobiografischen Hintergrund und behandeln Themen wie Sehnsucht, Heimweh oder politische Themen, gesungen wird in englischer Sprache. Die Grundstimmung von „Narrow Road“ ist eher düster, bedingt durch die Texte, verstärkt durch die tiefe Stimmlage und die wunderbare Bassklarinette, eine wahrhaftig kreative Besetzung in der Band.

Das Album eröffnet leicht melancholisch mit „She`s Gone“, einem schwungvollen und wunderbar melodiös aufgearbeiteten Track. Der namensgebende Titelsong zum Album, „Narrow Road“, hingegen strahlt geradezu und strotzt trotz seiner minimalistischen Instrumentalbesetzung vor Energie. High & Low versprechen das Paradies, zumindest zeitweise. Der ausgesprochen gute Song „One Hour in Paradise“ lädt bereits nach wenigen Sekunden zum Mitwippen ein. Die Tempowechsel sind allesamt richtig gut gemacht und wenn Thorvaldur in der Mitte des Songs das Tempo rausnimmt und dieses dann wieder langsam und gemächlich aufbaut, ist dies ein Zeugnis wahrer Musikalität. Auch hier muss man der Stimme vollkommen fasziniert lauschen, denn deren Volumen legt sich wie eine warme Decke über einen und man möchte sich darin bis zum Kopf einwickeln.

Gegen Ende des Albums folgt dann mit „Heavy Clouds“ nochmal ein etwas schwermütigerer Track, anfangs nur von einer Gitarre begleitet. Erst nach und nach setzen die anderen Instrumente ein. Vor allem die Klarinette verleiht auch diesem Track seine charakteristischen Züge. Auffällig ist, dass die Musik von High & Low auch mal gut ohne Stimme auskommt und harmoniert. Bei „Heavy Clouds“ meint man sogar einen Regenstab im Hintergrund zu hören, was zum Text „When came the rain“ passen würde.

Einschlagender Erfolg wäre der Band nur wünschenswert, wobei man zugeben muss, dass ihre Musik vielleicht nicht unbedingt massetauglich ist. Sie muss gehört und geschätzt werden, man muss sich anfangs erst etwas warmhören und den Zugang zu ihren Songs finden. Das gestaltet sich nicht allzu schwierig. Noch spielen High & Low vor kleinem Publikum. Aber das dürfte mit dem Debütalbum „Narrow Road“ eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Denn die Musik ist so charmant bodenständig, dass einem beim Hören stets wohl ist.

Weitere Informationen zur Band findet Ihr auf ihrer Bandseite.

Niklas Kolell betreibt das Blog Soundkartell.

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