José James – "No Beginning No End"

José James - No Beginning No EndVÖ: 18. Januar 2013
Web: josejamesmusic.com
Label: Blue Note

Es fällt schwer, bei dieser Rezension sachlich und objektiv zu bleiben. Sind doch gerade alle Empfindungen der Autorin durch diese Stimme betäubt und schmelzen schmachtend irgendwo in die Herzgegend. Aber gut. Tief durchatmen.

Wer José James noch nicht kennt, dem sei er hier einmal kurz vorgestellt: Als Sohn eines panamaischen Saxofonisten und Multi-Instrumentalisten, sind dem 33-jährigen New Yorker die Empfindung und das Gespür für Jazz, Gesang wie Musik, in die Wiege gelegt. Sein Abschluss an der „New School for Jazz and Contemporary Music“ rundet diese These schließlich ab.

DJ Gilles Peterson nahm ihn damals bei seinem Label Brownswood Recordings unter Vertrag. Hier brachte James seine ersten zwei Platten „The Dreamer“ (2008) und „Blackmagic“ (2010) auf den Markt. Es folgte eine dritte Veröffentlichung im gleichen Jahr, diesmal beim Impulse!-Label mit „For All We Know“ (2010). Mit diesem Album gewann James, noch immer im selben Jahr, den Edison Award und den Grand Prix der L’Académie du Jazz für das beste Vocal-Jazz-Album.

Weitere grandiose Institutionen mit feinem Gespür für gute und neue Musiker entdeckten José James für sich und luden ihn auf ein Gespräch ein. Und er blieb sympathisch in Erinnerung – ein „smarter Typ“ heißt es.

Seitdem sind knapp drei Jahre vergangen und José hat sich, wie er sagt, vom reinen Jazz-Gesang losgelöst und sich als Künstler mehr Freiheit verschafft. Das alles hat er auf seiner aktuellen Platte spürbar verewigt.

„No Beginning No End“ ist independent konzipiert, aufgenommen und produziert worden. Dass es jetzt beim legendären Blue-Note-Label erscheint, ist nur ein weiterer bescheidener Ritterschlag. José James hat viele begabte Leute in den Kreis seines persönlichen Meisterwerks eingeladen, die ihm halfen, diesem Album viele verschiedene Stile und Einflüsse zu geben, die dann durch James flüssige Stimme wieder vereint wurden. Um nur einige wichtige zu nennen, ist da der bekannte Produzent und Bassist Pino Palladino, Blue-Note-Künstler Robert Glasper, Singer-Songwriterin und Gitarristin Emily King, die international bekannte Sängerin Hindi Zahra und der wunderbare, preisgekrönte Pianist Kris Bowers.

Die Platte beginnt mit „It’s All Over Your Body“, in dem James gleich sein Talent einsetzt, mit dieser einzigartigen, schmachtenden Stimme auf schleichendes Tempo zu hauchen. Die ersten entscheidenden Momente über Hit oder Nix gewinnt das Album schon hier und zieht sich fort. Schwestersong ist „Make It Right“. Der wahre (Achtung, Zitat) „Baby-Maker“ der Platte. Hier arbeitete James wie auch schon beim Intro-Song mit Pino Palladino zusammen, der sich anschließend vor Begeisterung über das Entstehende kaum halten konnte und entschied, die gesamte Platte zu produzieren.

„Ich liebe Songs, die simpel nach außen wirken und sich dann irgendwo ganz unerwartet im Inneren verändern.“ Damit kann James nur „Do You Feel“ meinen. Eher noch das Solo im Innenteil, gespielt von Kris Bowers. Blues und Ballade in jeder Taste. Wie beim Song „Tomorrow“, für den James neben Bowers noch ein ganzes Streichquartett engagierte. Es musste ein Streichquartett sein. Sonst wäre die Herzaussage des Albums, wie James es nennt, in „Tomorrow“ verloren gegangen.

Wer nicht schon die Lautstärke aufgedreht hat, möge es bei „Trouble“ tun und verführerisch durch die Wohnung gleiten. Satte Basslinien, ansteckendes Mid-Tempo und der arme Soul Man. Das wohl poppigste Stück der Platte ist „Come To My Door“. Dieses, wie auch „Heaven On The Ground“, ist von und mit Emily King, die ihre Stimme wohlig einfließen lässt und für gesangliche Abwechslung sorgt. Für kulturelle Weiterentwicklung hat sich James die französisch-marokkanische Sängerin Hindi Zahra ans Mikrofon geholt. Afrikanische Rhythmen und die typischen Fela-Esque-Linien machen dieses Duett zum klanglichen Herausstecher der Platte.

Es scheint, als wurde jedes Stück mehr als hundertmal von James nachgefühlt. Es scheint, als wäre eine Kreativität freigesetzt worden, auf die er drei Alben, ohne es zu ahnen, gewartet hat. Die Inspirationen und Einflüsse der anderen Mitwirkenden ist eine wahre Wohltat und ohne sie wäre dieses Album nie zu dem geworden, was es ausmacht. Konzentriert und voller Leidenschaft trägt uns James sein persönliches Meisterwerk vor.

Die Autorin fährt sich durch die Haare, spürt ihre Sachlichkeit und Objektivität für diese Rezension schwinden und verweist zum Abschluss auf die „AllSaints Basement Sessions“, für die José James im Jahr 2011 ein starkes Konzert gab (siehe unten).

Und übrigens: Happy Birthday, José! Er feiert am 20. Januar seinen 34. Geburtstag. Cheers!

Das ByteFM Album der Woche.

In den ByteFM-Magazin-Sendungen spielen wir täglich Musik aus unserem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland.

ByteFM Moderator Michael Rütten hat José James vergangen November am Telefon interviewt. Mehr zu diesem Telefonat und alles über das neue Album hört ihr am Sonntag, den 20.01. in der Sendung Soulsearching.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „No Beginning“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Blue Note | Kaufen

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