Neue Platten: Veronica Falls – "Waiting For Something To Happen"

Von kathy

Veronica Falls - Waiting For Something To Happen (Bella Union)Veronica Falls – „Waiting For Something To Happen“ (Bella Union)

9,5

Veronica Falls erhielten an dieser Stelle vor knapp eineinhalb Jahren bereits eine schriftliche Liebeserklärung an ihr Debüt von mir. Schon im vergangenen Herbst schickte die vierköpfige Band aus London ihrem neuen Album die Single „Teenage“ voraus – eine fantastische Jingle-Jangle-Twee-Pop-Hymne. Die Single ließ bereits erahnen, dass die Band sich treu bleiben würde: So fröhlich und süß die Songs klingen, ist es doch immer diese gewisse Düsternis und Traurigkeit der Texte, die die Band umgibt und ihr somit Tiefe verleiht.

„Waiting For Something To Happen“ wurde von Rory Atwell produziert, der schon mit Male Bonding und The Vaccines zusammenarbeitete. „Following you / there’s no reason to stay“, singen Roxanne Clifford und Patrick Doyle zusammen auf gewohnt gleichgültige und gelangweilte Art bei „Tell Me“, dem ersten Song des Albums. Der beginnt monoton und gewinnt mit gewohnt getriebenem Schlagzeug-Rhythmus an Tempo. „You’re a broken toy / it’s true“, singt Roxanne im Song „Broken Toy“, „But I am broken too / broken just for you“ – eine flotte, rumpelige Garagen-Nummer. Das vierte Stück, „Shooting Star“, könnte auch von den Pixies geschrieben sein. Darauf folgt der Titelsong „Waiting For Something To Happen“, ein perfekter Pop-Song, der abermals durch den gemeinsamen Gesang von Clifford und Doyle besticht. „My Heart Beats“ wurde ebenfalls schon im letzen Jahr als Single veröffentlicht und ich fragte mich schon damals: „Wie machen die das, dass die so schöne tighte Popsongs schreiben?“ Und während ich gerade das Album ungefähr zum 20. Mal höre, merke ich, dass ich gar nicht kritisch über diese Band schreiben kann, weil ich einfach Fan bin. Da stimmt einfach alles: dieser leicht hingerotzte, gleichgültige Gesang, die morbiden, süßlichen Texte mit einer der schönsten Liebeserklärungen in „Buried Alive“ („I wanna get sick / I wanna catch everything you’ve ever caught“) und immer wieder diese Melodien, die direkt ins Herz treffen. Ja, die Musikgeschichte wird hier nicht neu erfunden, aber das braucht es auch gar nicht.

Das Album schließt mit dem wunderschönen Trennungssong „Last Conversation“. „Forget you’re mine / Forget every line / Gone are the days / I’ve lost you / It’s our last conversation.“ Das ist einer dieser Songs, die einen an einer bestimmten Stelle einfach berühren. Diese Stelle kommt hier nach genau einer Minute und 55 Sekunden, wenn es heißt: „There is a new age in the making.“ Gänsehaut! Da bricht einem das Herz! „There is no hope for me“, singt Clifford so liebreizend und herzzerreißend, dass man sie am liebsten in seine Arme schließen mag. Der Song ist so realistisch und abgeklärt und fängt den Schmerz des Scheiterns einer Liebe ein, den wohl jeder schon mal erlebt hat. Das ist der Text, den sich traurige Indiekinder mit Pilz-Haarschnitten nach der nächsten schlimmen Trennung tätowieren lassen. Das ist der Song, bei dem ich immer wieder auf Repeat drücke und mir immer wieder mein Herz brechen lasse.

Label: Bella Union | Kaufen

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