Neue Platten: Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba – "Jama Ko"

Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba - Jama Ko (Out Here)Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba – „Jama Ko“ (Out Here)

7,8

Neuerscheinungen aus Westafrika, genauer gesagt aus Mali, sind etwas, das sicher nicht jeder Musikliebhaber verfolgt. Im Falle von Bassekou Kouyatés neuem Album lohnt es sich aber, auch als unbedarfter Hörer über den Tellerrand zu blicken.

Bassekou Kouyaté ist Griot, ein Sänger und musikalischer Geschichtenerzähler. Vergleichbar ist das vielleicht am ehesten mit den europäischen Bänkelsängern, die im Mittelalter und darüber hinaus Geschichten in Liedform verbreiteten.

Die 13 Stücke auf „Jama Ko“ wurden im letzten Jahr in Malis Hauptstadt Bamako mit Bassekous Band Ngoni Ba aufgenommen – zu einer Zeit, als sich das Land im Umbruch befand: Kurz nachdem die Musiker mit den Aufnahmen angefangen hatten, wurde die amtierende Regierung Malis in einem Militärputsch gestürzt. Trotzdem entschied sich die Band, die Aufnahmen fortzusetzen und das Album zu produzieren.

Die unsicheren Verhältnisse, in denen „Jama Ko“ entstand, schlagen sich unweigerlich in der Musik nieder. Es handelt sich um ein energiegeladenes Album, das oft laut, aufgebracht und wütend klingt. Es entsteht der Eindruck, die Musiker hätten all ihren Unmut über die politische Situation ihres Landes im Studio herausgelassen und verarbeitet. Herausgekommen ist dabei ein Album, das vor Kraft strotzt. Hier wird nicht in leisen Tönen geklagt und gelitten, hier wird lautstark protestiert. Dennoch ist nicht Wut die treibende Kraft hinter dem Album. „Jama Ko“ bedeutet übersetzt etwa so viel wie „großes Zusammentreffen von Menschen“, und genau das ist es, was die Musik ausmacht: der Wunsch nach Friede und Einheit.

Bassekou Kouyaté wird häufig als Erneuerer der Griot-Musik bezeichnet, und auch auf „Jama Ko“ kommt das zum Ausdruck. Kouyatés Ngoni (eine traditionelle afrikanische Laute) ist häufig elektrisch verstärkt, verzerrt oder durch ein Wah-Wah-Pedal gespielt. Traditionelle Percussion steht einer Hammondorgel gegenüber. Einen Gastauftritt hat unter anderem der Bluesmusiker Taj Mahal, der auf einem Titel des Albums im Zusammenspiel mit Bassekou Kouyaté den amerikanischen Blues zurück zu seinen afrikanischen Wurzeln führt. All dies sorgt zusammen mit treibenden Rhythmen und emotionalem Gesang dafür, dass „Jama Ko“ auch für in afrikanischer Musik weniger bewanderte Ohren relativ leicht zugänglich ist. Die Beschäftigung mit dem Album lohnt sich, denn Bassekou Kouyaté ist es gelungen, die widrigen Begleitumstände während der Studioarbeiten in Liedern zu verarbeiten, die voller Energie sind und Tradition und Moderne zusammenbringen.

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