Wir erinnern an Nico

Nico Nico (Foto: GanMed64e)

Mit freundlicher Unterstützung von NAD.

„Regrets? I have no regrets … no.“

„Es gibt nichts, was ich bereuen würde“, sagt Christa Päffgen alias Nico. Berühmt wurde Nico vor allem durch ihre Aufnahmen mit The Velvet Underground – doch das ist längst nicht die ganze Geschichte der großen blonden Frau mit der tiefen Stimme. Geboren wurde Nico 1938 in Köln. Das Kriegsende erlebte sie in Lübbenau, südöstlich von Berlin. Mit 16 wird Nico hier von dem Fotografen Herbert Tobias entdeckt, der für den Modedesigner Oestergaard arbeitet. Christa Päffgen? Das ist kein Name für ein Model, meint Herbert Tobias, und gibt ihr den Namen Nico – nach dem Pariser Filmregisseur Nico Papatakis, mit dem er eine Affäre gehabt hatte.

In Paris trifft Nico wenig später auf den Regisseur. Sie arbeitet als Model und Schauspielerin in der französischen Metropole und in New York. 1962 bekommt sie ein Kind, nach einer Affäre mit Alain Delon. Der streitet die Vaterschaft jedoch sein Leben lang ab. Den größten Teil seiner Kindheit verbringt der Sohn Ari schließlich bei der Mutter des Schauspielers. Als Delon davon erfährt, stellt er seine Mutter vor die Wahl: „Ich oder das Kind.“ Sie entscheidet sich für Ari; Delon bricht daraufhin den Kontakt zu seiner Mutter ab.

Nico lernt in New York Musiker wie Bob Dylan und Brian Jones von den Rolling Stones kennen. 1965 nimmt sie ihre erste Single auf. „I’m Not Sayin“, eine Coverversion von Gordon Lightfoot, kommt bei Nico nicht gerade leichtfüßig daher. Doch es ist gerade ihr teutonischer Gesang, der die New Yorker Künstler-Bohème um Andy Warhol auf sie aufmerksam macht, und fasziniert.

„Everyone was fascinated with her. She was like a goddess, that came out of … Walhalla or something.“
Wie eine Göttin aus Walhalla sei ihnen Nico erschien, erinnert sich Billy Name, Fotograf und Assistent von Andy Warhol. 1967 macht Nico ihre berühmten Aufnahmen mit The Velvet Underground, für das Debütalbum der Band mit dem mittlerweile ikonenhaften Bananen-Cover.

Die Party dauert allerdings nicht lange: Mit Nico und Lou Reed treffen bei The Velvet Underground zwei zu extreme Charaktere aufeinander. Wenig später erscheint „Chelsea Girl“, Nicos erstes Soloalbum. Doch auch hier hat sie kaum künstlerischen Einfluss, entsprechend unzufrieden ist sie mit dem Ergebnis. Ermutigt von Jim Morrison, den sie als „Seelenverwandten“ bezeichnet, beginnt Nico, eigene Songs zu schreiben. Gemeinsam mit John Cale, der mittlerweile ebenfalls bei The Velvet Underground ausgestiegen ist, entwickelt Nico auf drei Alben ihr eigenes, düsteres Klanguniversum.

Die Haare dunkel gefärbt, die Kleidung schwarz: Nico ändert ihr Äußeres passend zur Musik – und zu ihrem Leben, das ab Mitte der 70er zunehmend durch die Heroinsucht bestimmt wird. Ein paar Jahre später nimmt Nico wieder den Kontakt zu ihrem Sohn Ari auf. Auch er wird heroinabhängig, an die Nadel gebracht von seiner eigenen Mutter. Das Heroin hätte Ari damals um ein Haar das Leben gekostet. Nico schaffte 1986 den Entzug mit Methadon. Zwei Jahre später, im Juli 1988, starb sie mit 50 an einer Hirnblutung.

Nico, die Frau die nichts in ihrem Leben bereute – außer einer Sache: „Regrets? I have no regrets … no. Except that I was born a woman instead of a man. That’s the only thing I regret.“

Sie bereue nichts, außer, dass sie nicht als Mann geboren worden sei, so Nico. Spuren hinterlassen hat die Sängerin viele – bei Männern und bei Frauen. Peter Murphy von Bauhaus, Natasha Khan von Bat For Lashes, Björk oder Elliott Smith – sie alle haben Nico als musikalischen Einfluss genannt. Heute wäre Christa Päffgen 75 Jahre alt geworden.

Ein Audiobeitrag über Nico von Oliver Stangl ist im ByteFM Magazin am Morgen – von 10 bis 12 Uhr – und im ByteFM Magazin am Nachmittag – von 15 bis 17 Uhr – zu hören. Mit freundlicher Unterstützung von NAD.

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