Zum 70. Geburtstag von Bernie Worrell

Bernie Worrell

Mit freundlicher Unterstützung von NAD.

Eine lebende Keyboard-Legende wird morgen 70 Jahre alt: Bernie Worrell. Als Teil von Parliament-Funkadelic hat Bernie Worrell in den 70ern Musikgeschichte geschrieben, aber auch durch die Klangforschungsreisen, die er damals, als einer der ersten überhaupt, auf dem Synthesizer unternahm. Gleichzeitig sorgte er als musikalischer Leiter des Funk-Kollektivs um George Clinton dafür, dass das „Mothership“, wie die „Space“-verliebten Musiker ihre Band auch nannten, auf Kurs blieb.

„See – I’m not much of a word guy. I speak by playing.“

Mit Worten habe er’s nicht so, sagt Bernie Worrell – viel lieber spreche er durch seine Musik. Und das schon ziemlich lange: Mit drei Jahren begann er Klavier zu spielen, mit acht schrieb er sein erstes klassisches Klavierkonzert, mit zehn trat Bernie Worrell mit dem Washington Symphony und dem Plainfield Symphony Orchestra auf. Es folgten Privatunterricht und schließlich ein klassisches Musikstudium. Bernie Worrell hat das Handwerk von der Pike auf gelernt, was allerdings nicht unbedingt bedeutet, dass er dieses auch immer strikt nach Lehrbuch angewendet hat.

Es hilft die Regeln zu kennen – um sie anschließend zu brechen und sein eigenes Ding zu machen:

„You have to learn the basics first and see how things work. That’s your guideline. But after that, you break it.“

Für Bernie Worrell gilt: Keine Grenzen im Kopf haben, frei sein, Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichsten Musikstilen hören und diese spielend miteinander verbinden.

Direkt nach dem Musikstudium wurde Bernie Worrell zunächst von der R’n’B-Sängerin Maxine Brown engagiert. Er wurde ihr musikalischer Leiter, schrieb Arrangements, probte mit der Band und wählte die passenden Mitmusiker aus. Schließlich erhielt er einen Anruf von einem alten Bekannten aus Jugendtagen: George Clinton, der Bernie Worrell nach Detroit und in sein Funk-Kollektiv Parliament-Funkadelic holte.

„I moved to Detroit after getting a phone call from George. I had to tighten stuff up, bring some order into the chaos. But chaos is good, too.“

Kreatives Chaos ist gut. Es brauchte allerdings auch jemanden, der den genialen Space-Funk-Wahnsinn zusammenhielt. Und genau diese Aufgabe übernahm Bernie Worrell bei Parliament-Funkadelic und den diversen Nebenprojekten von George Clinton. Durch sein sicheres Gespür für Arrangements und durch seinen innovativen Umgang mit den damals noch neuen elektronischen Klangerzeuger trug Bernie Worrell einen entscheidenden Beitrag zum Kultstatus von Parliament-Funkadelic in den 70ern, und der Entstehung von „P-Funk“ bei. Als einer der ersten benutzte er nicht nur herkömmliche Instrumente wie Hammond-Orgel oder E-Piano, vielmehr lotete Bernie Worrell am Synthesizer die Soundmöglichkeiten neu aus, wie sich sein langjähriger musikalischer Weggefährte Bootsy Collins erinnert:

„I think he was probably the first – well, if not the first, then the most innovative Moog bass player in the world. The sounds that he came up with .. you know, nobody was doing that stuff. And today, nobody does it like Bernie.“

Parliament-Funkadelic sollte allerdings noch lange nicht die letzte Station des umtriebigen Musikers sein: In den 80ern half Bernie Worrell der Band Talking Heads dabei, ihren Sound neu zu erfinden. Es folgten Kollaborationen mit u.a. Bill Laswell, Sly & Robbie, Les Claypool, Buckethead oder Mos Def.

Die Liste der Künstler mit denen Bernie Worrell über die vergangenen Jahrzehnte hinweg gemeinsam aufgenommen scheint endlos. Dazu kommen noch die etlichen Veröffentlichungen unter eigenem Namen. Zuletzt erschien im Jannuar die „Melodestra EP“, auf der Bernie Worrell ganz wundervoll Melodik spielt – „die beste Melodika jenseits von Jamaika“, um ByteFM-Moderator Klaus Walter zu zitieren.

Auch mit 70 Jahren ist Bernie Worrell also kein bisschen müde, sondern immer noch ein musikalisch freier und offener Geist. Nicht zu vergessen ist außerdem eine Sache, die für Worrell immer besonders wichtig war: Humor. Ohne den geht nämlich gar nichts, sagt er – sonst wird man bloß verbissen.

„Have some fun. Put some humor into it. That’s what I like to do. I play, ’Nah nah nah nah‘, in the middle of a classical piece. If you want things to be alright, stop being so uptight and move on. It’s like a P-Funk song: „Free your ass and your mind will follow.“

Ein Audiobeitrag über Bernie Worrell von Oliver Stangl ist heute im ByteFM Magazin am Nachmittag zu hören. Mit freundlicher Unterstützung von NAD.

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