Rocko Schamoni & Mirage – „Die Vergessenen“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Die Vergessenen“ von Rocko Schamoni & Mirage

Rocko Schamoni & Mirage – „Die Vergessenen“ (Staatsakt)

„Die Welt aus den Klauen des Bösens zu befreien ist ganz klar ein Fall für Leute wie uns“ – die Zeile stammt aus der Feder vom Schweizer Musiker GUZ, klingt aber gesungen von Rocko Schamoni, im Rücken das Orchester Mirage, auch sehr überzeugend. Der Formation traut man viel zu, vor allem Gutes. Gutes wie die elf Songs, die Schamoni für die Cover-Platte „Die Vergessenen“ ausgewählt hat. Eigentlich hatte der Regisseur, Autor, Schauspieler, das Rundumschlagstalent mit dem „Schwarzen Album“ der Musik abgeschworen, jetzt erscheint aber eine Coverplatte.

Warum? Angedacht war „Die Vergessenen“ als reines Bühnenprojekt für die Ruhrtriennale. Rocko Schamoni organisierte dafür eine überaus erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Dann sagte das Festival ab, doch Geld und Pläne und Orchester waren da, also wurde die Sache umgesetzt. Herausgekommen sind 13 bombastisch arrangierte Stücke zwischen Swing, Bossa Nova und Pop der großen Gesten, garniert mit eskapistischen Melodien.

Schamoni und Band ehrt Weggefährtinnen und -gefährten wie Saal 2 und die Lassie Singers, und macht auch nicht vor alten Stars der deutsch-deutschen Popmusik halt. Manfred Krugs „Früh War Der Tag Erwacht“ erhält schönste, hochfliegende Big-Band-Melodien, Schamoni singt nüchtern und überzeugend von Rosalie, die mit dem Gärtner durchgebrannt ist. Mühelos übersetzt er Caetano Velosos „Michelangelo Antonioni“ ins Deutsche, umgarnt von ausuferndem Hall und melancholischen Streichern.

„Was Kostet Die Welt?“, das im Original von F.S.K. zackig und spröde klingt, bekommt ein hitverdächtiges, gespenstisch-spannendes Arrangement. Und der Jeans-Team-Kracher „Das Zelt“ wird mit Glockenspiel, Handclaps und Chor in neue Höhen gehoben.
Schamoni sagt selbst über „Die Vergessenen“, dass bei der Platte die tiefere Bedeutung fehle, doch sie kommt ohne solche gut aus. Das Multitalent hat mit dem 15-köpfigen Orchester Mirage neuen Zauber in alte Lieder gebracht, die in frischer wie in originaler Version eine große Portion Beachtung verdienen.

Veröffentlichung: 22. Mai 2015
Label: Staatsakt

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Jamie xx – „In Colour“ (Album der Woche)
    Dance-Musik macht Jamie xx glücklich. Mit seinem Debütalbum "In Colour" gibt der 26-Jährige ein Stück von diesem Glück weiter. "In Colour" ist ein in vielen Farben schillerndes House-Dubstep-Amalgam. Soundschnipsel aus Jungle-Dokus und hochkarätige Gäste treffen auf pluckernde Arpeggios, dröhnende Synths und lässige Beats....
  • Cover des Albums Yes Lawd! von NxWorries
    Knxwledge bastelt lässige Samples à la Madlib, Anderson .Paak rappt locker und mit viel Soul darüber. Ein paar uneilige Beats dazu – fertig ist „Yes Lawd!“, das Debüt der HipHop-Kollaboration mit dem Namen NxWorries....
  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.