The KVB – „Of Desire“ (Album der Woche)

Foto des Albumcovers „Of Desire“ von The KVB.

The KVB – „Of Desire“ (Invada Records)

Wer „Drive“ geschaut hat, der erinnert sich an die vielbedeutenden Blicke zwischen dem Fahrer (Ryan Gosling) und Irene (Carey Mulligan), die die Geschichte am Laufen hielten. Neben den beiden spielte die Musik eine Hauptrolle. Minimale elektronische, mit Synthesizer angefütterte Stücke, die sich genauso unbedarft ausdehnen wie das Straßennetz von Los Angeles, in dem Goslings Charakter mit Hochgeschwindigkeit zu verschwinden wusste. Atmosphärisch ist das nah an „Of Desire“, das auf dem gleichen Label wie der Soundtrack zu „Drive“ erscheint: Invada von Geoff Barrow (Portishead).

Für die Aufnahmen zu „Of Desire“ tauschten Nicholas Wood und Kat Day von The KVB ihre Wahlheimat Berlin gegen Bristol, und gingen zu Barrow ins Studio. Besonders die Vielzahl an Synthesizern brachte ihre Augen zum Leuchten. Wood und Day bauten mit ihnen nebelverhangene Tracks, unter deren Decke aus Reverb- und Delay-Effekten eine Menge Stimmungen schlummern. Wie ein Zeremonienmeister wirkt Nicholas Wood, wenn er mit bassiger Stimme und einer Aura lässiger Überlegenheit darüber hinweg singt und spricht.

Bei aller Kühlheit steckt im dumpfen, repetitiven „Never Enough“ viel Erotik – vielleicht gab „Cheree“ von Suicide hier Inspiration. Wagemutige und draufgängerische Vibes strahlen „Night Games“ und, etwas freundlicher, „White Walls“ aus – die Gitarren von staubigem Rock ’n’ Roll heulen hier in synthetischer Form auf. Und die hypnotische Mattigkeit von Dark Wave findet sich in Songs wie „Second Encounter“ und „Silent Wave“ wieder, wo sehnsuchtsvolle Melodien durch eine unermüdliche, schablonenhafte Bassline stechen.

„Of Desire“ ist ein Album, das tief unter der Oberfläche schillert. The KVB verbandeln Kühle, Verlangen und zwielichtigen Enthusiasmus zu einem packenden Ganzen. Zwölf Stücke zwischen Synth-Pop, Shoegaze und Wave, angereichert mit einer Prise Rock ’n’ Roll, bilden ein Netz, das sich schnell ausdehnt und unentwirrbar scheint.

Veröffentlichung: 11. März 2016
Label: Invada Records

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Jamie xx – „In Colour“ (Album der Woche)
    Dance-Musik macht Jamie xx glücklich. Mit seinem Debütalbum "In Colour" gibt der 26-Jährige ein Stück von diesem Glück weiter. "In Colour" ist ein in vielen Farben schillerndes House-Dubstep-Amalgam. Soundschnipsel aus Jungle-Dokus und hochkarätige Gäste treffen auf pluckernde Arpeggios, dröhnende Synths und lässige Beats....
  • Foto von Alan Vega, Mitbegründer der Band Suicide.
    Im Mai erscheint eine neue Zusammenstellung bislang unveröffentlichter Musik aus dem Nachlass von Suicide-Mitbegründer Alan Vega....
  • Cover des Albums Yes Lawd! von NxWorries
    Knxwledge bastelt lässige Samples à la Madlib, Anderson .Paak rappt locker und mit viel Soul darüber. Ein paar uneilige Beats dazu – fertig ist „Yes Lawd!“, das Debüt der HipHop-Kollaboration mit dem Namen NxWorries....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.