Suuns – „Hold/Still“ (Rezension)

Cover des Albums Hold/Still von SuunsSuuns – „Hold/Still“ (Secretly Canadian)

6,0

Selten findet ein akustischer, ein organischer Klang in reiner Form auf Alben von Suuns. Ohne elektronische Manipulation geht es bei der Band aus Montreal nicht, sagt Schlagzeuger Liam O’Neill. Das letzte Album „Images Du Futur“ aus dem Jahr 2013 ist ein Zeugnis dessen. Auf „Hold/Still“ bricht sich das Manipulative nun noch stärker Bahn. War Unruhe beim Vorgänger lediglich eines von vielen Stilmitteln, ist sie jetzt Programm. Suuns geben dem Ungewissen Raum.

Straightness ist mit Suuns einfach nicht zu machen. Unpassend wäre es, zu sagen, dass sich „Hold/Still“ auf Pfaden oder Bahnen bewegt. Das lichtarme, elektronisch geprägte Soundgebilde wirkt wie eine ungeformte Masse, die in alle Richtungen strebt. Ihr Puls erinnert mal an die Brutalität von Industrial-Beats („Fall“), mal an den glitchy Techno von Andy Stott. Dafür zeichnen die Synthesizer von Max Henry verantwortlich. Er ist der Überzeugung, das HiFi-Technik das kreative Spielfeld der Band einschränkt. Henry setzt auf angeschlagene Technik und selbst gebaute Patches.

Strukturell bleibt aber Gitarrenmusik der Hintergrund, vor dem Suuns spielen. Der Entropie wird sich hier und da noch im Songformat angenommen. Zum Beispiel im beunruhigend ruhigen „Nobody Can Save Me Now“, in dem sich die verzerrte Karikatur eines Gitarrensolos mit dem monotonen Gesang von Ben Shemie ein halb ernst gemeintes Duell liefert. In ähnlicher Stimmung befindet sich „UN-NO“, in dem kakofone Sirenen versuchen, die Oberhand zu gewinnen. Viele Songs klingen hingegen wie Skizzen für düstere Clubtracks: das repetitive „Resistance“ etwa, oder „Careful“, das an manch englischen Post-Dubstep-Track denken lässt.

Strukturell geht also einiges auf „Hold/Still“, aber der Gesamteindruck ist der von Zerfaserung. Suuns schaffen es, die gleiche diffuse, düstere Stimmung über verschieden geartete Arrangements zu transportieren. Doch dabei stellt sich Drögheit ein. Die Spannung wird ständig gehalten, sie findet jedoch keinen überraschenden Punkt, mit Ausnahme des wuchernden Krautrocktstücks „Translate“.

Label: Secretly Canadian

Suuns live, präsentiert von ByteFM:

19.05.16 Berlin – Berghain
27.05.16 Neustrelitz – Immergut Festival
05.06.16 Mannheim – Maifeld Derby Festival
05.07.16 München – Feierwerk

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