Trikont-Gründer Achim Bergmann ist tot

Achim Bergmann (Foto: Trikont)

Brachte Che Guevaras „Bolivianisches Tagebuch“ nach Deutschland: Achim Bergmann (Foto: Trikont)

Achim Bergmann ist tot. Der Mitbegründer des Trikont Musikverlags ist am 1. März gestorben. Das bestätigte das Label heute auf seiner Facebook-Seite.

Sein ganzes Leben lang war Bergmann mit der linken Gegenkultur verbunden. Im Interview mit Julian Weber erzählte er der taz von den Gründungstagen Trikonts im Jahr 1967, als das Label noch ein Kölner Buchverlag war: „Trikont hatte als Start-up von Beginn an rechtlich geklärte und eigens übersetzte Texte veröffentlicht, vor allem aus der „Dritten Welt“, etwa aus Kuba.“ So brachte Bergmann unter anderem Che Guevaras „Bolivianisches Tagebuch“ nach Deutschland.

Wenig später zog Trikont nach München-Obergiesing. 1972 begann Bergmann gemeinsam mit seiner Partnerin Eva Mair Holmes, über Trikont, nunmehr ein Musikverlag, Musik aus aller Welt zu veröffentlichen – von italienischen Protestsongs bis zu bayrischem Bläser-Krautrock. Im vergangen Jahr feierten Bergmann und Holmes den 50sten Geburtstag von Trikont – als das wahrscheinlich älteste Independent-Label der Welt. Bei Trikont sind in 50 Jahren über 490 Tonträger erschienen, von Acts wie Ton Steine Scherben, Bernadette La Hengst oder Coco Schumann.

Bergmann war bis zu seinem Tod fest von der kollektiven Kraft der Musik überzeugt: „Wir bestehen aus Erlebnissen, die die Welt der Musik und unsere Lokalität miteinbeziehen. Das wird nie vergehen.“ Er wurde 74 Jahre alt.

MitgliederInnen unseres Fördervereins „Freunde von ByteFM“ können Julian Webers Beitrag über Bergmann, Holmes und Trikont auch hören – im taz.mixtape vom 17. November 2017.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Michael Mellenthin
    Mrz 3, 2018 Reply

    1971 habe ich Achim in München besucht. Wir baten ihn unsere 2 LP’s und eine Single EP (alles damals Vinyl natürlich) zu vertreiben. Wir nannten uns Toncooperative Hannover und hatten in unserem Jugendzentrum Kornstr, ein Studio, machten Livemitschnitte (auch bei einem Konzert im Jugendzentrum von „Ton Steine Scherben“-das Band bekam die Band, Kopien war nicht erlaubt, das war damals Ehrensache).Wir hatten eine LP die in der linken Szene die „Mausgrau“ genannt wurde. Das Album Cover war wie beim ersten Ton Steine Scherben geklammert und hatte einen roten Stern und hieß „Lieder des Internationalen Proletariats“. Es gab dazu die Musikgruppe „AMA“ die diese Songs aufgenommen hatten. Achim war ganz ganz heiß darauf. Der Erlös kam den verhafteten Genossen zur Verfügung damit die ihre Anwälte bezahlen konnten. Es ging um die „Rote Punkt Aktion“, wo die Bevölkerung gegen die ÜSTRA Verkehrsbetrieb in Hannover boykottierte. Wer ein Auto hatte klebte sich den „Roten Punkt“ auf die Autoscheibe und jeder konnte kostenlos mitfahren. Natürlich gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei und Verhaftungen. Aber zum Schluß siegte die Hannoversche Bevölkerung gegen die Verkehrsbetriebe. Ich glaube es war die einzige „Minni-Revolte“ die jemals in Hannover stattfand.
    Achim war begeistert und nahm das Album sofort im Vertrieb auf, so daß die LP bundesweit zu erhalten war. Achim zeigte mir sein Büro und redete ununterbrochen über Trikont und seine Pläne. So kannten wir ihn alle. Wenn man es sich recht überlegt war er bis zum Schluß der „Fels in der Brandung“ linker Kultur und Trikont gibt es auch heute noch. Ich bin sehr traurig das er nun nicht mehr da ist. Aber ich sage auch zu ihm: Achim, der Jampf geht weiter.

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