Soulwax – „Essential“ (PIAS)
Als Soulwax 2017 vom britischen Sender BBC Radio 1 gefragt wurden, ob sie an der legendären Serie „Essential Mix“ teilnehmen würden, zeigte Stephen und David Dewaele die – nach eigener Aussage – „einzig logische Reaktion“: Während bisherige Sendungs-Veteranen wie Basement Jaxx, Flying Lotus oder Nicolas Jaar ihre Sets aus bereits bestehenden Songs zusammenklebten, komponierte das belgische Duo einfach ein komplettes Album. Im Mai schlossen die Brüder sich in ihr Studio ein, zwei Wochen später debütierten sie ohne Vorwarnung mit zwölf neuen Tracks live im Radio.
Diese Platte erscheint nun zum ersten Mal in physischer Form, ein Jahr nach ihrem BBC-Debüt. „Essential“ ist aber viel mehr als nur ein historisches Release-Gimmick: Es ist ein faszinierender einstündiger Trip durch die Gehirngänge zweier Meister der elektronischen Musik.
Die essentiellen Grundlagen
Seit ihrem Beginn als vierköpfige Rockband haben sich Soulwax über den Umweg ihres Remix-Projekts 2manyDJs nach und nach vom Quartett zum Duo heruntergekürzt und zum Electronica-Act entwickelt. Auf ihrem letztjährigen Album „From Deewee“ experimentierten sie noch mit Live-Drums und Dance-Punk, seinem Namen entsprechend weht bei „Essential“ jedoch wieder ein anderer Wind. Die Tracks wirken wie eine Meditation auf die essentiellen Grundbausteine ihres Genres, sprich: Bassdrum, Snare, Synthesizer und Bass.
Was die zwölf Stücke außerhalb von ihrem minimalistischen Ansatz einigt: Das Wort „Essential“ bildet stets die Grundlage. Im ersten Track wird es bis zur Unkenntlichkeit wiederholt, im dritten lieblich gesungen und im vorletzten, in dem eine anonyme Computerstimme alle möglichen Synonyme des Wortes („Elementary“, „Important“, „Necessary“, „Fundamental“) auflistet, schlussendlich dekonstruiert.
Zum Glück haben Soulwax dabei nicht ihr Pop-Gespür vergessen: Die vorab veröffentlichte Single „Essential Four“ ist ein kleines Meisterwerk der Tanz-Musik, mit pumpendem Bass, hallenden Handclaps und gnadenlos groovender Cowbell. Zusammen mit dem ätherischen Gesang der belgischen Gastmusikerin Charlotte Adigéry klingt das, als hätten LCD Soundsystem Donna Summers Proto-Techno-Klassiker „I Feel Love“ geremixt. „Essential Six“ ist ein wundervoll chaotisches Stück Minimal-Techno, während „Essential Seven“ sogar ein bisschen mit Dream-Pop flirtet. Soulwax konstruieren diese großen Pop-Momente mit spielerischer Leichtigkeit – wer so etwas in nur zwei Wochen vollbringen kann, darf man wohl gerne einen Meister seines Fachs nennen.
Veröffentlichung: 22. Juni 2018
Label: PIAS