20 aus 2018: die besten Alben der ersten Jahreshälfte

Collage aus den besten Alben des Jahres

Ja, es ist wahr: Das Jahr ist schon wieder halb vorbei. Nun soll es ja Menschen geben, die diese Erkenntnis in einen Zustand irgendwo zwischen Panik und Melancholie stürzt. Wir zählen aber zum Glück nicht dazu. Denn anstatt darüber nachzudenken, was wir alles schon wieder nicht gemacht haben – Sport, Kochen, Aufräumen – freuen wir uns lieber über die Gelegenheiten, die so ein Bergfest bietet. Zum Beispiel die, eine kleine, feine Liste mit den besten Alben des ersten Halbjahres 2018 zusammenzustellen. Et voilà, das sind die 20 meistgespielten Longplayer des ByteFM Teams aus 2018 – bis jetzt.

20. Frankie Cosmos – „Vessel“

 

 

 

 

 

 

Begonnen hat Greta Kline unter dem Namen Ingrid Superstar, als sie 2009 ihre ersten zu Hause aufgenommenen Lo-Fi-Pop-Entwürfe bei Bandcamp hochlud. Es folgten etliche digitale Veröffentlichungen, sie fand ihre Bandmates und nannte sich in Frankie Cosmos um. Auf ihrem mittlerweile dritten Album „Vessel“ versucht die Band nun, die liebgewonnenen Eigenarten des ursprünglichen DIY-Soloprojekts weiterzuführen und an gegebenen Stellen etwas an Ruppigkeit zuzulegen. Gerade eine gute halbe Stunde ist die Scheibe lang und doch lässt sich bereits im ersten Song „Caramelize“ feststellen: In diesen Liedern gibt es viel zu entdecken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Band aus New York weitestgehend auf klassische Songstrukturen wie die Wiederholung eines Refrains verzichtet. Zum Nachteil wird dieser Konventionsbruch jedoch nicht, da man so die Gelegenheit bekommt, potentielle Refrains und andere Höhepunkte einfach selbst ausfindig zu machen.

19. Goat Girl – „Goat Girl“

 

 

 

 

 

 

„How can a whole nation be so fucking thick?“ Diese Frage stellten Goat Girl im Jahr 2016 auf „Scum“, der B-Seite ihrer ersten Singleveröffentlichung, nur wenige Wochen nach dem großen britischen Trauma namens Brexit. Heute, zwei Jahre später, klingt die aus Brixton stammende Band immer noch anklagend, wenn auch etwas versöhnlicher: „Don‘t shed a tear / We all feel shame.“ Weine nicht, wir schämen uns doch alle. Diese Zeile stammt von ihrem selbstbetitelten Debütalbum – einer Platte, auf der die Londonerinnen mit 19 unberechenbaren, aus Garage, Punk, Kraut und Country zusammengeflickten Song-Bastarden nicht nur ihrer Nation, sondern auch dem halbtoten Medium „Rock-Album“ mit dem Defibrillator das Herz massieren.

18. Young Echo – „Young Echo“

 

 

 

 

 

 

Jabu, Vessel, Kahn, Neek, Ishan Sound, Ossia, Manonmars, Bogues, Rider Shafique, Chester Giles, Jasmine. Das sind die elf Namen, die sich hinter dem Kollektiv Young Echo verbergen. Fünf Jahre sind seit dem Debüt „Nexus“ ins Land gezogen und auch auf dem selbstbetitelten zweiten Album haben sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Fünf verschiedene SängerInnen geben den 24 Tracks eine Menge Variation, geeint wird alles vom kollektiven Young-Echo-Spirit. Ihr Genregrenzen ignorierender Cocktail aus Grime, TripHop, Dub, UK-Bass und Dancehall ist ein unwiderstehlicher, düsterer Pop-Entwurf, der sowohl für den Dancefloor als auch als Soundtrack für den verstrahlten Heimweg geeignet ist.

17. Isolation Berlin – „Vergifte Dich“

 

 

 

 

 

 

„Ein Produzent ist nötig, wenn man als Band keine eigenen Ideen mehr hat oder wenn man seit zwanzig Jahren irgendwie den selben Kack macht“, sagte David Specht, der Bassist von Isolation Berlin, einst im Interview. Auch auf ihrem zweiten Album „Vergifte Dich“ ist die Band aus der Hauptstadt immer noch ihr eigener Herr – und klingt immer noch nur, wie sie selbst eben klingt. Der Gesang von Tobi Bamborschke oszilliert zwischen zarter Melancholie und nihilistischem Selbsthass, über Post-Punk-Chansons, die im einen Moment gemütlich über die Spree schunkeln („Serotonin“) und im nächsten durch schweißnasse Kellerclubs kriechen („Kicks“).

16. Yo La Tengo – „There’s A Riot Going On“

 

 

 

 

 

 

Als Sly & The Family Stone im Jahr 1971 ihren Meilenstein „There‘s A Riot Goin‘ On“ veröffentlichten, war die Welt im Aufruhr. Es war Sly Stones paranoide, kokainschwangere Antwort auf die geplatzten Träume der US-amerikanischen 1960er-Jahre und Marvin Gayes zuvor gestellte Frage „What‘s Going On“: Harte Funk-Hymnen als Soundtrack für das Ende der Civil-Rights-Bewegung. Der Slap-Bass als Waffe gegen die alltägliche Polizeigewalt. Heute, fast ein halbes Jahrhundert später, gibt nun eine andere Band ihrem neuen Album den selben Namen: Yo La Tengo. Jetzt ist dieses Trio aus New Jersey nicht wirklich die Gruppe, von der man eine aufbrausende Anti-Establishment-Funk-Platte erwartet hätte. Die ist ihr „There‘s A Riot Going On“ dann auch nicht geworden – stattdessen verwandeln Yo La Tengo Sly Stones Protestschrei in eine versöhnliche Umarmung. 15 Songs, die einem den Eindruck geben, dass vielleicht alles gut werden könnte.

15. Preoccupations – „New Material“

 

 

 

 

 

 

Selbsthass und Post-Punk, zwei Wörter, die sehr gut zusammenpassen. Die Depression war schon immer eine Konstante des Genres – von Pionieren wie Joy Division bis zu jungen Vertretern wie Die Nerven oder The Soft Moon. Das wissen auch Preoccupations. Die Band, die vor einigen Jahren noch Viet Cong hieß, hat sich auf ihren ersten beiden Alben bereits ausführlich mit ihren inneren Dämonen auseinandergesetzt. Doch spätestens der Titel des zweiten Songs ihres dritten Langspielers, „Decompose“ (Englisch für „verrotten“), sollte klar machen, dass das kanadische Quartett noch einiges an selbstzerstörerischem Potential in petto hat. Auf „New Material“ reißen die Preoccupations damit auf jeden Fall alles um, was ihnen in die Quere kommt. Und am Ende dieser Platte fühlt man sich zwar ausgelaugt, aber irgendwie auch gereinigt.

14. Beach House – „7“

 

 

 

 

 

 

Als Beach House im vergangenen Jahr die Compilation „B-Sides And Rarities“ veröffentlichten, wirkte das ein bisschen wie eine Bestandsaufnahme. Seit 2007 machen Victoria Legrand und Alex Scally Musik, die zwar immer von der Kritik gefeiert und von ihren Fans verehrt, deren Erfolgsformel aber seit ihrem selbstbetitelten Debüt kaum verändert wurde: tiefer Gesang von Legrand, der von warmen Synthesizer-Flächen getragen und von Scallys kristallenem Gitarrenspiel begleitet wird. Nach sechs Alben und elf Jahren Beach House war „B-Sides And Rarities“ ein guter Anlass, die Reste aus der letzten Dekade zu verwerten – und dann im Anschluss einen Neuanfang zu wagen. Mit ihrem neuen Album „7“ gelingt ihnen dieser ganz hervorragend. Auf den elf neuen Songs, die überwiegend in Eigenregie produziert wurden, klingt das US-amerikanisch-französische Duo so selbstbewusst wie nie zuvor und schafft es, seinen Sound an genau den richtigen Stellen weiterzuentwickeln – ohne dabei die Qualitäten einer klassischen Beach-House-Platte zu verlieren.

13. Joan As Police Woman – „Damned Devotion“

 

 

 

 

 

 

Die Karriere der klassisch ausgebildeten Violinistin Joan Wasser verlief schon immer in Schlangenlinien: Vom kratzigen Indie-Rock ihrer ersten Band The Dambuilders über den herzzerreißenden Kammerpop von Antony & The Johnsons bis zum modernen Soul-Rock ihres Solo-Projekts Joan As Police Woman. Auf dessen fünftem Album „Damned Devotion“ versammelt die US-amerikanische Künstlerin all diese dispersen Qualitäten auf einer LP. Was „Damned Devotion“ dabei am meisten von ihren vorigen Platten absetzt, ist Wassers neue Liebe für den Rhythmus: Parker Kindred, Schlagzeuger und langjähriger Wegbegleiter Wassers, peitscht die Jazz- und Rock-Harmonien mit gleichzeitig vertrackten und ins Mark gehenden Beats in neue Höhen. Bei Songs wie „Steed (For Jean Genet)“ ist das fast schon Funk, und selbst durch Liebeslieder, wie beim Abschlusssong „I Don‘t Mind“, poltern stark verzerrte Drums.

12. Altin Gün – „On“

 

 

 

 

 

 

Wer über Altin Gün spricht, der muss auch über Neşet Ertaş sprechen. Ertaş gilt als der Leonard Cohen der Türkei und hat bis zu seinem Tod im Jahr 2012 über 30 Alben veröffentlicht. Dutzende seiner Songs sind zu Standards geworden. Auf „On“, dem Debütalbum von Altin Gün, übersetzt die niederländisch-indonesisch-türkische Band einige dieser Volkslieder in ihre multikulturelle Gegenwart – mit psychedelischen Grooves. Doch die Band befasst sich nicht nur mit Ertaş: Ein Song des Albums „Goca Dünya“ stammt auch von Erkin Koray – einem weiteren Künstler, der in den 1970er-Jahren türkische Volksmusik mit Rock und Funk fusionierte. Dank der von Altin Gün eingestreuten geschmackvollen Dosis R&B-Swagger merkt man dem Stück seine 40 Jahre aber nicht an, sowie es die Band überhaupt über das gesamte Album hinweg schafft, frische, tanzbare Musik zu machen, die alten Pionieren Tribut zollt und gleichzeitig fest im Hier und Jetzt verwurzelt ist.

11. Nightmares On Wax – „Shape The Future“

 

 

 

 

 

 

Seit seinem 1991er Debüt „A Word of Science: The First and Final Chapter“ ist George Evelyn, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Nightmares On Wax, eine feste Instanz der souligen Downtempo-Musik. Sein neuestes Outing „Shape The Future“ ist da keine Ausnahme: Bass und Drums knarzen in analoger Schönheit aus den Boxen und die Samples sind wie immer geschmackvoll ausgewählt. Was dieses Album von seinen Vorgängern unterscheidet: Evelyn hat in seinen auf der Oberfläche tiefenentspannten Tracks ein paar politische Messages versteckt, die seiner Musik eine neue Tiefe geben.

10. Rhye – „Blood“

 

 

 

 

 

 

Seit dem gelungenen Debütalbum „Woman“ aus dem Jahr 2013 hat sich bei Rhye Wesentliches geändert: Robin Hannibal verließ das Projekt, um als Produzent und Songwriter für Acts wie Calvin Harris und Kimbra zu arbeiten. Aus Rhye wurde ein Soloprojekt, Sänger Milosh ist nun der alleinige kreative Motor der Band. Vielleicht ist es diese einzelne Vision, die „Blood“ zu solch einem fokussierten Album macht: Die Beats sind noch aufgeräumter als auf „Woman“, der Bass pulsiert warm durch die Zwischenräume. Außerdem hat Milosh alle Instrumente live im Studio eingespielt und keine Loops aus dem Computer verwendet. Gemeinsam mit den flächigen Synthesizern, Streichern und E-Pianos bildet das alles einen kuscheligen Klangteppich, über den Milosh seine anschmiegsame Stimme ausbreitet.

9. Tune-Yards – „I Can Feel You Creep Into My Private Life“

 

 

 

 

 

 

Seit ihrem 2009er Debüt „Bird-Brains“ suchen Tune-Yards immer wieder nach neuen Möglichkeiten, den rostigen Wagen „Pop-Song“ mit kindlicher Neugierde gegen die Wand zu fahren. Auf seinem vierten Album „I Can Feel You Creep Into My Private Life“ treibt das US-amerikanische Duo diesen frenetischen, bipolaren Art-Pop auf die Spitze: Zwölf Songs, die zwar zum ekstatischen Tanz einladen, einen dabei aber nie vergessen lassen, dass der Dancefloor jederzeit explodieren könnte. Diese Instabilität findet sich schon im Entstehungsprozess dieser Songs: Frontfrau Merrill Garbus baut ihre zappligen Instrumentals aus dutzenden Loop-Schichten. Anstatt von 808s oder anderen Drum-Maschinen bilden analoge Samples von Ukulelen, Handclaps und zahlreichen Percussion-Instrumenten den treibenden Motor. Diese Beats sind nicht vom Computer ins Raster gehämmert, sie atmen, zittern und schwanken – und geben damit den Songs eine aufregende, unruhige Energie.

8. Ezra Furman – „Transangelic Exodus“

 

 

 

 

 

 

Zwischen seinem letzten Album „Perpetual Motion People“ und seinem aktuellen Langspieler „Transangelic Exodus“ hat Ezra Furman ein Buch über Lou Reeds zweite Soloplatte „Transformer“ geschrieben. Das merkt man dem Indie-Pop-Songwriter aus Chicago an: Ähnlich wie der einstige The-Velvet-Underground-Frontmann versteht er es, sowohl große Outsider-Storys als auch surreale Vampir-Fantasien und biblische Fabeln in fantastische Pop-Songs zu verwandeln. Auf „Transangelic Exodus“ ist sein Songwriting in absoluter Höchstform. Stücke wie „Driving Down To L.A.“ und „Compulsive Liar“ gehören zu dem Besten, was Furman bis heute geschrieben hat.

7. International Music – „Die besten Jahre“

 

 

 

 

 

 

International Music: Klingt wie eine Rubrik in der CD-Abteilung einer großen Elektromarkt-Kette, nach Beliebigkeit und wenig Substanz?! Nun, vermutlich gibt es niemanden auf dieser Welt, dem das egaler ist, als der Band International Music. Das Trio aus Essen braucht keinen prätentiösen Namen, um im Gedächtnis zu bleiben. Vom ersten flirrenden Gitarrenakkord an, der ihr Debüt „Die besten Jahre“ eröffnet, spinnen Bassist Pedro Goncalves Crescenti, Gitarrist Peter Rubel und Schlagzeuger Joel Roters ein dichtes Netz aus Lakonie, Melancholie, Psychedelia und Post-Punk, in dem man sich als HörerIn nur allzu gerne verfängt.

6. Die Nerven – „Fake“

 

 

 

 

 

 

Im März 2012 stellte die noch sehr junge Gruppe Die Nerven bereits ihr fünftes Demo-Album ins Netz. Es war eine im scheppernden Lo-Fi-Sound aufgenommene No-Wave-Platte, deren Songs damals schon mit einer Dringlichkeit aus den Lautsprechern dröhnten, dass man fast Angst hatte, diese Band würde sich gleich aus den Boxen in Dein Zimmer kratzen und Dir ins Gesicht spucken. Der Name dieser Platte: „Asoziale Medien“. Über sechs Jahre und drei Studioplatten (zuletzt 2015 „Out“) später ist nun das technisch gesehen neunte Album der Stuttgarter erschienen. Textlich hat sich gar nicht so viel verändert: Auf „Fake“ singt die Band gegen bekannte Feinde wie Lifestyle-Influencer („Niemals“), dubiose Mailorder-Firmen („Skandinavisches Design“) und allen voran die Omnipräsenz sozialer Medien. Starke Veränderungen gibt es hingegen beim Sound: So finden sich auf dem Album sowohl warme Dur-Akkorde (!) als auch gezupfte Akustikgitarren (!!) wieder. Doch wer jetzt „Sell-Out“ schreit, der hat nicht zugehört. Auch auf „Fake“ kann einem diese Band immer noch ins Gesicht spucken.

5. Rejjie Snow – „Dear Annie“

 

 

 

 

 

 

Der 24 Jahre junge Produzent und Rapper Rejjie Snow stammt aus dem Dubliner Bezirk Drumcondra, ein Viertel, in dem er nach eigener Aussage der einzige dunkelhäutige Teenager war. Dieses Außenseitertum merkt man seiner Musik an: Sein Debütalbum „Dear Annie“ ist Genre-verschmelzender, nach innen gekehrter HipHop, bei dem genuschelte Strophen auf astrale Jazz-Beats aus der Brainfeeder-Schule treffen. Dabei demonstriert Snow auf insgesamt 20 Tracks nicht nur sein beeindruckendes Gespür für Beats – bei denen er Unterstützung von Kendrick Lamars Stammproduzenten Rhaki und dem kanadischen DJ und Produzenten Kaytranada bekam – sondern auch sein Talent als Geschichtenerzähler.

4. Khruangbin – „Con Todo El Mundo“

 

 

 

 

 

 

Das Wort „Khruangbin“ stammt aus dem Thailändischen und bedeutet Flugzeug – eine gut gewählte Allegorie, um die Klangwelten dieses Trios zu beschreiben. Denn so wie ein Flugzeug in der Welt herumkommt, atmet auch die Musik von Laura Lee (Bass), Mark Speer (Gitarre) und Donald Johnson (Schlagzeug) Internationalität. Sie ist ein Konglomerat aus unzähligen musikalischen Einflüssen, die zwischen Thai-Funk der 70er-Jahre und Tarantino-Soundtrack mäandern. Auf ihrem zweiten Album „Con Todo El Mundo“ erweitert das texanische Trio seinen Sound-Horizont in Richtung Vorderasien, Iran, um genau zu sein. Speer lässt persisch angehauchte Tonleitern aus seiner E-Gitarre fließen, die wie feine Kumulus-Wolken über den tiefenentspannten Zeitlupen-Grooves von Lee und Johnson schweben.

3. Courtney Barnett – „Tell Me How You Really Feel“

 

 

 

 

 

 

„Tell Me How You Really Feel“, war die Aufforderung, die Courtney Barnett im Februar an ihre Fans richtete. In maximal 250 Zeichen konnte man auf der Homepage der australischen Künstlerin anonym seinen derzeitigen Gemütszustand mitteilen. Die unzähligen Antworten lassen sich nun auf der Website nachlesen – und die Grundstimmung ist nicht gerade gut. „Tell Me How You Really Feel“ ist auch der Titel von Courtney Barnetts zweitem Album. Es erscheint drei Jahre nach ihrem Grammy-nominierten Debüt „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ und ein Jahr nach „Lotta Sea Lice“, ihrer Gemeinschaftsplatte mit Kurt Vile. Wo sich Barnett auf letzterem noch von ihrer gemütlichen Seite zeigte, weht auf diesem Album ein anderer Wind: Lähmender Selbsthass, Liebeskummer und Hoffnungslosigkeit sind die Emotionen, die „Tell Me How You Really Feel“ antreiben – und sich damit sehr gut mit den Gemütszuständen ihrer Fanbase ergänzen.

2. Tocotronic – „Die Unendlichkeit“

 

 

 

 

 

 

Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter: Auf ihrem zwölften Album kehrt die Diskurs-Rock-Institution Tocotronic zum ersten Mal in ihrer langen Karriere ihr Inneres ungefiltert nach außen – und bringt dabei zwölf höchst intime Geschichten zum Vorschein. Von der Liebe, der Selbstfindung und dem Tod. Musikalisch zeigen sich Tocotronic auf „Die Unendlichkeit“ abwechslungsreich und in absoluter Höchstform: Rick McPhails Gitarrenarbeit ist entfesselt wie seit „Schall Und Wahn“ nicht mehr, vom verschmitzten Solo-Breakdown in der stürmischen Vorabsingle „Hey Du“ bis zum noisigen Sturm-und-Drang-Freakout am Ende von „Wilder Wirbel“. Und in Songs wie dem space-rockenden Titeltrack kann die Rhythmusgruppe Müller/Zank zum vielleicht ersten Mal in ihrer Bandgeschichte so richtig grooven.

1. DJ Koze – „Knock Knock“

 

 

 

 

 

 

Ob als MC bei Fischmob, als Teil der Supergroup International Pony oder als samplender Spaßvogel Adolf Noise: Seit seinen frühen Tagen vollführt Stefan Kozalla den komplizierten Drahtseilakt zwischen verschrobener Sperrigkeit und Pop. Ein Künstler, der im selben Jahr das Techno-Meisterwerk „Kosi Comes Around“ und die bizarre Dada-Collage „Wo die Rammelwolle fliegt“ veröffentlichen kann. Doch auf „Knock Knock“, seinem vierten Album unter dem Namen DJ Koze, klingt die Welt des Stefan Kozalla so einladend wie nie zuvor, mit noch mehr warmen Klangfarben als auf dem Vorgänger „Amygdala“ und noch mehr bekannten Stimmen, die einen durch diese verschwurbelten elektronischen Landschaften leiten. Mit KünstlerInnen wie Sophia Kennedy, José González, Kurt Wagner von Lambchop oder Róisín Murphy liefert er einen heißen Kandidaten auf das Album des Jahres ab.

Und was ist Euer bisheriges Lieblingsalbum aus dem Jahr 2018? Schreibt uns Euren Favoriten in die Kommentare! Unter allen Beiträgen verlosen wir ein CD-Paket aus unseren ersten drei Plätzen.

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Diskussionen

6 Comments
  1. posted by
    Joachim Schäfer
    Jul 9, 2018 Reply

    Teyana Taylor – „K.T.S.E.“!

  2. posted by
    Miriam Jakobs
    Jul 9, 2018 Reply

    Ich fand ja Mount Eerie mit Now Only sehr beeindruckend…

  3. posted by
    Jörg Oberheide
    Jul 9, 2018 Reply

    Nur EIN Lieblingsalbum aus 2018 – wie schwierig …

    Na gut,

    Dirty Computer von Janelle Monae,

    dicht gefolgt von … Aber das ist ja nicht gefragt …

    Meine Superenttäuschung muss ich doch noch loswerden: America, 30 Seconds to Mars. Boah, ist das langweilig …

  4. posted by
    Lennart
    Jul 10, 2018 Reply

    Ich bin am meisten von Altin Gün – On begeistert. Hab erst in diesem Jahr angefangen (Danke an Groovie Shizzl!) ein bisschen mehr türkische Musik zu hören als nur im Dönerladen.

  5. posted by
    Malte
    Jul 11, 2018 Reply

    Mein Favorit ist – bis jetzt – ist Wide Awake von Parquet Courts.

  6. posted by
    Johannes
    Aug 11, 2018 Reply

    Nicht zu vergessen: Kamasi Washington – Heaven and Earth
    Mein Favorit soweit.

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