Hand Habits – „Placeholder“ (Rezension)

Cover des Albums „Placeholder“ von Hand Habits (Saddle Creek Records)

Hand Habits – „Placeholder“ (Saddle Creek Records)

7,2

Der Opener von Hand Habits neuem Album „Placeholder“ verdeutlicht schnell, dass es sich bei seinem Titel keineswegs um einen Platzhalter handelt. Stattdessen wird der Song, der ebenfalls „Placeholder“ heißt, zum Porträt einer zum Scheitern verurteilten Liebesbeziehung, für das beide Seiten verantwortlich sind. „Oh but I was just a placeholder / A lesson to be learned“, heißt es zunächst, bevor kurz vor Ende auch das Gegenüber zum treibenden Part wird: „Now you’re just a placeholder / For someone wasting time“.

Meg Duffy ist die Person hinter dem Projekt Hand Habits. Die US-amerikanische Musikerin thematisiert auf ihrem zweiten Album die Verantwortung in zwischenmenschlichen Beziehungen und die Vergebung nach Fehlern oder dem Scheitern selbiger. Dabei betont Duffy, dass ihre Texte auf „Placeholder“ reale Begebenheiten widerspiegeln und sie diese kaum fiktionalisiert hat.

Duffy ist zunächst als Gitarristin von Kevin Morbys Live-Band unterwegs gewesen. Nach ihrem Debüt „Wildly Idle (Humble Before The Void)“ von 2017, welches Duffy alleine aufnahm, stellte sie sich für „Placeholder“ eine Band zu Seite. Produziert wurde das Album im Studio von Bon-Iver-Mastermind Justin Vernon. Sowohl die gelungene Bandbesetzung als auch die hochwertige Produktion sind „Placeholder“ deutlich anzuhören.

Detailreiche Dream-Folk-Melodien und zwei fragwürdige Entscheidungen

„Placeholder“ besitzt durch die stets präsente Akustikgitarre einen unüberhörbaren Folk-Einschlag. Der hallige Gesang, der an vielen Stellen des Albums zweistimmig erklingt, erzeugt in Kombination mit Duffys tragenden Melodien zudem eine träumerische Atmosphäre. Ein besonders eindrucksvolles Detail an „Placeholder“ ist die Lead-Gitarre. Diese erklingt mal knarzig-verzerrt („Placeholder“), mal mit viel Hall („Yr Heart”) und mal im Stile einer Slideguitar („What Lovers Do“). Duffy stellt sie jedoch vornehm in den Hintergrund, wo sie angenehm unaufdringlich die Lieder untermalt und bereichert.

Anders als die vielseitige Gitarre, verbleibt Duffys Gesang über die gesamte Albumlänge in einer ähnlichen Tonlage. Das passt zwar einerseits zu den von ihr thematisierten zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, führt jedoch auch dazu, dass sich alle Songs in derselben lethargisch-träumerischen Stimmung bewegen. Um der Gefahr von Eintönigkeit zuvorzukommen, setzt Duffy an die sechste Stelle das Zwischenspiel „Heat“. Dieser gewollte Bruch ist zwar nachvollziehbar, der elektronische Beat und der Steeldrum-Sound wirken jedoch durch ihre völlige Bezugslosigkeit wie Fremdkörper. Es lässt sich auch darüber streiten, ob das Saxofon im Schlussstück „The Book On How To Change Part II“ wirklich Song und Album gut tut. Vielmehr scheint es eine überflüssige Zugabe zu sein, die besser von einem wunderbar theatralischen Gitarrensolo wie im Opener ersetzt worden wäre.

Von diesen beiden fragwürdigen Entscheidungen abgesehen, ist „Placeholder“ ein dreamiges Folk-Album mit toller Instrumentierung und emotionalen, lebensnahen Geschichten, die in wohliger Atmosphäre erzählt werden.

Veröffentlichung: 1. März 2019
Label: Saddle Creek Records

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