Das Funk-Mutterschiff reist seit 50 Jahren: Funkadelic

Cover des debütalbums von Funkadelic. Der Song „Mommy, What's A Funkadelic?“ ist heute unser Track des Tages.

Funkadelic

Das Funk-Mutterschiff hob am 24. Februar 1970 ab. An diesem Datum erschien das selbstbetitelte erste Album von George Clintons Band Funkadelic. Mit ihm wurde der P-Funk aus der Taufe gehoben. Auch wenn man der Space-Funk-Platte deutlich anhört, dass die Musik vom Soul und vom Psychedelic-Rock kommt, kann gleich der Eröffnungstrack als Manifest für die Zukunft gelesen werden. Vielleicht ist es sogar ein Manifest, das aus der Zukunft kommt. Zumindest spielen Raumschiffreisen eine wichtige Rolle in Clintons P-Funk-Universum. Wie dem auch sei, „Mommy, What’s A Funkadelic?“ erklärt zu einem langsamen, wabernden, aber nie wackeligen Groove, woher der Funk kommt. Aus dem All nämlich. Außerirdisch, aber ungefährlich. Funkadelic war auch eine Unabhängigkeitserklärung. George Clinton hatte in den Doo-Wop-Tagen mit seiner Band The Parliaments angefangen, die er Ende der 60er auflöste und gleich zwei neue Gruppen gründete. Parliament waren hierbei der kommerziellere Funk-Act. Auch wenn ihre Singles schon einmal neun Minuten dauern konnten.

Die funkadelische Schwesterband hingegen erlaubte sich vollkommene ästhetische Freiheit. Diese nutzte sie für ausufernde Tracks und klangliche Experimente. „Funkadelic“ markierte auch den Beginn der „Funkology“. Diese afrofuturistische Weltraum-Mythologie um Dr. Funkenstein und das Funk-Mutterschiff war comichaft, witzig und politisch. Die Funkology ist vielfach popkulturell aufgegriffen worden; in der britischen Comedy-Serie „The Mighty Boosh“ etwa. Dort findet eine einsame, übergriffige Kreatur namens Old Gregg den Funk, der beim Mutterschiff über Bord gegangen und in einen See gefallen war.

Noch größer ist vermutlich das musikalische Erbe der Band. Man spürt es in HipHop und R&B, aber auch in Rock-Musik oder im Detroit-Techno. Gerade letzterer hat sich in seiner afrofuturistischen Ästhetik auch musikalisch als Teil der Funk-Tradition verstanden. Funkadelic sind ein Sample-Steinbruch. Ein nie versiegender Inspirationsquell. Und nicht zuletzt sind Funkadelic ein Monument der Verbindung von abgedrehten Sounds und ultratighten tanzbaren Grooves. Seit 1982 gibt es die Band nicht mehr so richtig, doch der Funk macht keine Anstalten, von seiner Reise zurückzukehren.

Das selbstbetitelte Debütalbum von Funkadelic ist am 24. Februar 1970 erschienen. Der Opener „Mommy, What’s A Funkadelic?“ ist heute unser Track des Tages. Hört ihn Euch hier an:

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