Bodega – „Endless Scroll“ (Album der Woche)

Bodega - „Endless Scroll“ (Album der Woche)

Bodega – „Endless Scroll“ (What’s Your Rupture?)

How did this happen? Eine Frage, die sich im Jahr 2018 des Öfteren aufdrängt. Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Eine Frage, die Bodega den Hörer*innen schon in den ersten 30 Sekunden ihres Debütalbums mit entwaffnender Klarheit entgegenschleudern.

„Endless Scroll“ ist der Titel der ersten Platte des New Yorker Quintetts. Das unendliche Scrollen weckt sofort Bilder von endlosen, unerträglichen Newsfeeds. Ein nicht besonders originelles, aber trotzdem treffendes Bild für das Zeitalter des Information Overflow. Auch die musikalischen Referenzen dieser Band sind auf den ersten Blick nicht besonders einfallsreich: Verzahnte Gang-Of-Four-Gitarren, ein pumpender Bass aus der Jah-Wobble-Schule, ein bisschen The-Fall-Gespucke, kombiniert mit den subversiven Dur-Akkorden, die auch ihre Brooklyner Nachbarn Parquet Courts so gut beherrschen.

Was Bodega besser macht, als die X-beliebige Post-Punk-Band von gestern: „Endless Scroll“ ist tighter, konfrontativer und – vor allem – kompromissloser. Ihr Debüt zeigt eine fast schon überwältigend selbstbewusste Band, fünf angry young humans, deren Songs einem wie Ohrfeigen ins Gesicht klatschen.

Die Antworten sind unbequem

Neben der Nachbarschaft und einer geteilten Vorliebe für hinters Licht führende Harmonien verbindet Bodega noch einiges mehr mit Parquet Courts: Deren Gitarrist und Sänger Austin Brown hat dieses Album produziert und aufgenommen, auf dem selben Tascam Tape-Recorder, auf den sie 2012 auch ihren zweiten Langspieler „Light Up Gold“ bannten. Während Parquet Courts auf ihrem aktuellen Album „Wide Awake!“ mit poppigem Danger-Mouse-Sound flirteten, hat Brown dieser Band für „Endless Scroll“ einen rohen, druckvollen Sound beschert, den Bodega mit ihren oftmals auf nur zwei Minuten begrenzten Songs maximal ausspielen. In „I Am Not A Cinephile“ kanalisiert Sänger Ben Hozie in nur 49 Sekunden den beißenden Swagger eines Andrew Falkous (McClusky, Future Of The Left), während Sängerin Nikki Belfiglio in „Margot“ den zynischen Punk-Entwurf von The Slits in das 21. Jahrhundert übersetzt.

Doch how did this happen, anyway? Ihre Antworten sind unbequem: „Look for the screen for inspiration / How to live a richer life“, heißt es zum Beispiel in einer zitierwürdigen Zeile. „Everyone is equally a master and a slave“, in einer anderen. Bodega starren den unschönen Wahrheiten dieser Zeit furchtlos ins Auge – und liefern dabei eines der mitreißendsten Debüts des Jahres ab.

Veröffentlichung: 6. Juli 2018
Label: What’s Your Rupture?

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