Cate Le Bon – „Reward“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Reward“ von Cate Le Bon

Cate Le Bon – „Reward“ (Mexican Summer)

Eigentlich klingt es wie selbstverständlich: Wer etwas Gutes tut, sollte belohnt werden. Für Cate Le Bon ist das aber gar nicht selbstverständlich. Die walisische Künstlerin hat die Sorge, dass Wörter heutzutage langsam ihre Bedeutung verlieren – und zu Slogans verkommen. Eines dieser Wörter ist „Belohnung“.

„Für mich ist es ein sehr finsteres Wort“, sagt sie, „abhängig davon, wie die Beziehung zwischen dem gebenden und dem nehmenden Menschen ist.“ Das Konstrukt einer „Belohnung“ kann in einer Liebesbeziehung auch etwas Einseitiges, fast schon Dysfunktionales haben. Sie kann zum Beispiel eine ungesunde Abhängigkeit erschaffen. Nur wenn Du mir etwas Gutes tust, wirst Du von mir belohnt.

Nichts ist selbstverständlich

Es ist passend, dass Cate Le Bons fünftes Album den vielschichtigen Titel „Reward“ trägt. Beim ersten Hören sind diese zehn Lieder freundliche Indie-Pop-Songs, verziert mit kristallenen Synthesizern und eleganten Saxophonen, vorgetragen mit einer sich sofort aufs eigene Gemüt übertragenden Ruhe. Der Opener „Miami“ nimmt sich sehr viel Zeit, umhüllt einen langsam mit warmen Klängen und Gesangsharmonien. Dichte Wohlfühlmusik, durch die man treibt, als würde man auf der Oberfläche eines Salzwasser-Beckens gleiten.

Doch taucht man unter diese Oberfläche, findet sich ein komplexer Strudel aus Emotionen. In der Single „Daylight Matters“ porträtiert sie eine von physischer und geistiger Distanz zerstörte Beziehung („I love you I love you I love you / But you are not here“). In „Sad Nudes“ sehen selbst die einem Liebhaber geschickten Nacktbilder irgendwie traurig aus. Und auch der nicht romantische Alltag ist von Bitterkeit durchzogen: „You must die a little / You must exercise / You must die a little / Bury the keys and get to work“, singt Le Bon in „The Light“. Die Musik ist federleicht und anschmiegsam, doch der Text offenbart ein anderes Bild. Du musst ein bisschen sterben – und dann geh zur Arbeit.

Und dann ist da wieder das Thema der Belohnung. „Magnificent gestures could hold my love / Could open windows“, lautet der erst hoffnungsvolle Refrain von „Magnificent Gestures“. Doch die großen Gesten bringen ihr keine Rettung, keine Belohnung – und der gemeinsame Raum verschwindet durchs offene Fenster. Für Cate Le Bon ist nichts selbstverständlich. Auch nicht in ihrer Musik.

Veröffentlichung: 24. Mai 2019
Label: Mexican Summer

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