Courtney Barnett – „Things Take Time, Take Time“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Things Take Time, Take Time“ von Courtney Barnett, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Courtney Barnett – „Things Take Time, Take Time“ (Marathon Artists)

Als Courtney Barnett im Jahr 2018 zum letzten Mal ein Album veröffentlichte, sang sie Zeilen wie diese: „I get most self-defensive / When I know I’m wrong.“ Die zweite LP der Australierin, „Tell Me How You Really Feel“, war eine ziemlich nervöse Angelegenheit. Das begann beim Albumnamen und der das Release begleitenden Umfrage, in der Barnett ihre Fans nach ihrem tatsächlichen Gemütszustand ausfragte – mit sehr beunruhigenden Ergebnissen. Musikalisch war es eine (für Barnett-Verhältnisse) ziemlich straighte Rock-Platte, speziell im Vergleich zu ihrem gemütlich-nachdenklichen Slacker-Rock-Debüt „Sometimes I Sit And Think And Sometimes I Just Sit“. Doch die Musik war von Selbstzweifeln und Unsicherheiten durchzogen, gut nachhörbar in passend betitelten Songs wie „Hopefulessness“ und „Crippling Self Doubt And A General Lack Of Confidence“.

Der zittrige Stadion-Rock von „Tell Me How You Really Feel“ hatte ziemlich viel Wucht. Und die hatte ihren Preis. Es war ein sehr intimes und konfrontatives Album, das dem Publikum auf seine eigene Art und Weise viel abverlangte. Bisweilen war diese LP sogar richtig anstrengend. Das fällt erst im Kontrast zu Barnetts neuestem Album richtig auf. Das heißt „Things Take Time, Take Time“ – und ist so leichtfüßig und verträumt, dass der Vorgänger im direkten Vergleich wie ein stressiger Albtraum wirkt. Die Künstlerin wirkt glücklich, entspannt und fokussiert, was beim Hören sofort überschwappt.

Im Spaziertempo nach vorne

Auf „Things Take Time, Take Time“ arbeitet Barnett in der gleichen musikalischen Komfortzone, in der sie sich auch auf dem Debüt und ihrer Kollabo-LP mit Kurt Vile bewegt hat. Da gibt es von herbstlichem Sonnenaufgang angestrahlten Jangle-Pop („Write A List Of Things To Look Forward To“). Da ist im Spaziertempo nach vorne galoppierender Folk-Rock („Rae Street“). Und da sind sogar kleine Exkursionen in Richtung Dreampop („Before You Gotta Go“). Jeder Ton auf diesem Album klingt leichtfüßig.

Das Wort „Komfortzone“ wird ja gemeinhin gerne als abwertende Bezeichnung benutzt, mit einer Implikation von kreativer Faulheit. Das trifft im Falle von Barnett jedoch nicht zu. Schließlich reden wir hier über eine der besten Texterinnen ihrer Generation. Anstatt ihren scharfen Blick nach innen zu richten, zeigt sich Barnett auf „Thing Take Time, Take Time“ erneut als pointierte Beobachterin – und die gemütlichen Instrumentals lassen viel Raum für diese Observationen. „You’ve escaped the rat race, as they say / Now you’re settling in for the stay / Anyway, you got a blank slate to renovate“, singt sie in „Sunfair Showdown“. Und auch musikalisch passieren, wenn man gut hinhört, einige spannende Brüche. Wie das wunderbare Gitarren-Solo in „Turning Green“, in dem Feedback-Fiepen wie ein Triumph-Schrei wirkt. Courtney Barnett macht auf diesem Album wieder das, was sie am besten kann: wunderbar detailverliebten Indie-Rock.

Veröffentlichung: 12. November 2021
Label: Marathon Artists

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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