Greentea Peng – „Man Made“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Man Made“ von Greentea Peng, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Greentea Peng – „Man Made“ (Universal Music)

Aria Wells liebt Sound. Das ist unter Musiker*innen erst einmal nichts Besonderes, sollte man meinen. Auch, dass die unter dem Namen Greentea Peng auftretende Britin explizit über diese Liebe singt, mutet erst einmal nicht sonderlich originell an. Die Streamingplattformen sind gefüllt mit Liedern über die Macht der Musik, über die Kraft der Klänge. „This Sound“, der zweite Song von Wells‘ Debütalbum „Man Made“, ist genau so eines. „This sound is physical / It’s very physical“, rappt sie da. „But metaphysical and mystical / And though we not in your peripheral / Would find it difficult to miss you.“

Warum darüber schreiben, wenn das alles gar nicht so orginell ist? Weil man Wells diese Liebe nicht nur abnimmt, sondern weil sie diese Liebe förmlich spürbar macht. „Man Made“ mutet wie ein wahre Herzensangelegenheit an, in der viele Jahre Arbeit und Herzblut zusammenlaufen. Wells startete ihre musikalische Karriere auf Open-Mic-Stages, mittlerweile kann sie ihren psychedelischen R&B mit meisterhafter Band im Rücken auf die Bühne und ins Studio bringen. Das Ergebnis klingt schlichtweg so gut, dass sich Gänsehaut und Wohlgefühl ständig abwechseln. Kein Wunder, denn aufgenommen wurden die Songs in einer Frequenz von 432 Hertz, der eine heilende Energie nachgesagt wird.

Tiefenentspannte Herzensangelegenheit

Zunächst wären da die haarsträubend tighten Instrumentals. Der Bass oszilliert zwischen analogem Knarzen und sonorem Subbass. Die Drums rasseln genussvoll, jeder Snare-Roll mit fühlbarer Spielfreude gesetzt. Die Gitarren, Flöten und Synths tänzeln elegant um dieses Fundament. Neben der puren technischen Kompetenz beeindruckt die stilistische Bandbreite, von messerscharfem Funk im erwähnten „This Sound“ über an Madlib erinnernden HipHop in „Suffer“ bis zum maximal zurückgelehnten Dub in „Meditation“.

Und dann ist da noch Greentea Peng persönlich. Ihr Gesang wechselt binnen Sekunden zwischen präzisem Rap und tiefenentspanntem Soul-Crooning. Ein Stil, der Wells schnell Vergleiche zu R&B-Ikonen wie Lauryn Hill und Erykah Badu einbrachte. Doch ihr schieres Skill-Level kann diese Vergleiche transzendieren: Gerade im HipHop-Modus ergänzen sich ihre Silben perfekt mit der Musik, die Grenzen zwischen Stimme und Instrument verschwimmen zu einem großen, musikalischen Ganzen. So etwas kann man nicht lernen. Das muss man lieben.

Veröffentlichung: 4. Juni 2021
Label: Universal Music

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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