Keleketla! – „Keleketla!“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers „Keleketla!“ von Kelektla!, das das ByteFM Album der Woche ist.

Keleketla! – „Keleketla!“ (Ahead Of Our Time)

Wer gute Antworten will, sollte gute Fragen stellen. Das sagt zumindest der Volksmund. Matt Black und Jonathan More, die Gründer des elektronischen Tastemaker-Labels Ninja Tune und des wegweisenden Electronica-Duos Coldcut, bieten mit ihrem neuen Projekt einen Gegenentwurf. Gemeinsam mit einem großen, von Südafrika über Nigeria, New York und Papua-Neuguinea bis nach London verteilten Musiker*innen-Pool bieten die beiden Briten eine Antwort, die in ihrer Genre- und Ländergrenzen einreißenden Dynamik alle Fragen obsolet macht. Der Name dieses Projekts: Keleketla! – Setswanisch für „Antwort“. Die Betonung liegt auf dem Ausrufezeichen.

Alles begann in der gleichnamigen Bibliothek- und Kunstinitiative in Johannesburg. Die Kuratoren des Projekts, Rangoato Hlasane und Malose Malahlela luden gemeinsam mit der Wohltätigkeitsorganisation In Place Of War Coldcut nach Südafrika ein. Die Mission: Ein ultradiverses Musikkollektiv zu versammeln, um einerseits In Place Of War finanziell zu unterstützen – und andererseits mit globalen Grooves ein gemeinsames, vier Kontinente umspannendes musikalisches Terrain zu schaffen.

Musik gewordenes Ausrufezeichen

Das Line-up des Albums ist ein Who’s who des globalen Jazz. Alte Pioniere spielen mit jungen Wilden. Gründer*innen mit Weiterdenker*innen. Londoner Jazz-Revolutionäre wie Shabaka Hutchings (The Comet Is Coming, Sons Of Kemet) und Joe Armon-Jones (Ezra Collective) orchestrieren Spoken-Word-Beiträge des westpapuanischen Aktivisten Benny Wanda. Die New Yorker Afrobeat-Institution Antibalas groovt Seite an Seite mit Tony Allen, einem der wichtigsten Architekten des Genres. Der Nigerianer ist erst im April im Alter von 80 Jahren gestorben. Tracks wie „Future Toyi Toyi“ sind eine der letzten Chancen, seinen unnachahmlichen Groove frisch zu hören. Hier zieht er noch einmal alle Register, spielt eine wilde Mischung aus Afrobeat und Gqom, eines basslastigen, hypnotischen Electro-Genres aus Südafrika.

Bei den massiven Grooves, die hier aufeinander prallen, sind Genre-Zuschreibungen ohnehin egal. Die werden einfach transzendiert. „Crystallise“ klingt nach einem Crossover aus Grime, Drum ‘n‘ Bass und Highlife. „5 & 1“ kommt in komplizierter Jazz-Polyrhythmik daher – die aber dank wunderschöner Querflöten-Klänge für keine Sekunde ins muckerhafte Angebertum verfällt. Und dann gibt es da noch „International Love Affair“, der Song der den Spirit dieses Albums am treffendsten einfängt. Künstler*innen werfen sich über den ganzen Globus liebevoll die Bälle zu – und machen dabei Songs, die wie ein musikgewordenes Ausrufezeichen klingt. Keine weiteren Fragen.

Veröffentlichung: 3. Juli 2020
Label: Ahead Of Our Time

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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