Mariam The Believer – „Love Everything“ (Repeat Until Death)
„This could be the end of all.“ Schon in den allerersten Worten ihres neuen Albums „Love Everything“ reflektiert Mariam Wallentin alias Mariam The Believer über die Vergänglichkeit. Ihre Reflexreaktion auf dieses potentielle Ende ist die Liebe. Die schwedische Musikerin entfernt sich auf ihrem zweiten Solo-Langspieler weiter vom Big-Band-Wahnsinn ihres Projektes Fire! Orchestra und dem perkussiv-repetitiven Experimental-R&B ihres Duos Wildbirds & Peacedrums – und umarmt mit liebevollem, leichtfüßigen Art-Pop die ganze Welt.
Dabei hat sie das kräftig schlagende Herz des Albums direkt an zweiter Stelle positioniert: „Eternity“ ist ein stetig voranschreitendes Stück Kunst-Musik, das über fast sieben Minuten von einer zarten Ballade zu einem glasklaren Jazz-Pop-Song und zum Ende zu einem hymnischen HipHop-Track mutiert. Im letzten Teil listet Wallentin mit selbstbewusstem Swagger all das auf, was ein Mensch zum Überleben so tun muss: Leben, Lieben, Bewegen, Hoffen, Versuchen, Weinen, Kämpfen, Wachsen, Bleiben, Zweifeln, Fühlen, Wissen, Singen, Spielen, Sterben, Schweben. Wallentin verwandelt diese – auf dem Papier lapidare – Aufzählung in ein lebensbejahendes Mantra.
Die Musikerin hatte beim Entstehungsprozess von „Love Everything“ alle Fäden in der Hand: Sie hat das Album nicht nur selber produziert, sondern auch jede Note für die insgesamt 15 beteiligten MusikerInnen komponiert. Dabei sind es besonders die vielschichtigen Arrangements, die einen großen Teil zur warmen Atmosphäre von „Love Everything“ beitragen: Über dem sanften Pizzicato-Puls des ersten Stückes „Opener“ schwebt ein angenehm windschiefer Geigen-Drone, das Outro von „Darkening“ wird mit einem ätherischen Synthesizer-Arpeggio ausgefüllt, sogar das chaotisch-verzerrte Gitarrensolo zur Mitte von „Bodylife“ klingt irgendwie nach Herbst vorm Kamin. Die neun Songs von „Love Everything“ kommen damit genau zur richtigen Jahreszeit: 43 Minuten, die einem an kalten Herbstabenden das Herz wärmen können.
Veröffentlichung: 20. Oktober
Label: Repeat Until Death