Parquet Courts – „Sympathy For Life“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Sympathy For Life“ von Parquet Courts, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Parquet Courts – „Sympathy For Life“ (Rough Trade Records)

Parquet Courts müssen niemandem beweisen, dass sie eine der besten derzeit aktiven Gitarrenbands sind. Die bisherige Diskografie des New Yorker Quartetts spricht für sich. Während andere Post-Punk-Revival-Acts wie Bloc Party oder The Strokes ihre ganze Karriere lang versuchen, dem Schatten ihres mächtigen Debütalbums zu entfliehen, schauen Parquet Courts seit ihrem 2011er Erstlingswerk „American Specialities“ nur in eine Richtung: nach vorne.

Wenige Bands können so viele moderne Klassiker vorweisen wie sie: Vom nervös zappeligen Garage-Rock von „Light Up Gold“ über den Art-Punk von „Sunbathing Animal“ und das krautig hypnotische „Human Performance“ bis zur 2019er Dance-Punk-Party „Wide Awake!“. Jede ihrer LPs ist ein eigenständiges kleines Meisterwerk, das gleichzeitig neue Gebiete erkundet und die grundlegenden Parquet-Courts-Qualitäten (wortlastige, bissige Kapitalismuskritik, tighte Grooves, elegant verzahnte Gitarren) intakt hält. Nach zehn Jahren an der Spitze des modernen Post-Punks hätte diese Band theoretisch einen ewigen Freischein, einfach mal zu entspannen und den kreativen Autopilot anzuschalten.

Umso cooler, dass sie es nicht tun. Ihr neues Album „Sympathy For Life“ wirkt wie der ultimative Kraftbeweis, nach dem niemand gefragt hat – und der trotzdem immer willkommen ist. Es zeigt eine Band, die nach sechs wegweisenden LPs einfach eine siebte hinterherschieben kann. Denn Parquet Courts sind immer noch hungrig.

Gute Vibes und schlechte Laune

Im Verlauf der elf Songs von „Sympathy For Life“ streckt die Band ihre Fühler erneut in verschiedene Richtungen aus. Wie auch beim Vorgänger „Wide Awake!“ sind die Ergebnisse zum Großteil sehr tanzbar, doch weniger zappelig und noch selbstbewusster. Im Titeltrack und in „Zoom Out“ slappt Bassist Sean Yeaton für weiße Funk-Verhältnisse fast schon unverschämt tighte Riffs aus seinem Instrument. Auch „Plant Life“ ist eine groovende Angelegenheit, die aber mehr an die Großstadt-Paranoia von Talking Heads„Fear Of Music“ erinnert. „I’m making plans for the day all of this is through / Seeing my path and hearing the song I’ll sing / And food that I’ll taste and all the drinks that I’ll consume / Return the smile on an unmasked friend“, singt A. Savage im Opener „Walking At A Downtown Pace“ über ein sich genüsslich ausstreckendes Instrumental, das die Post-Lockdown-Euphorie fühlbar macht.

Und auch die weniger dancy Stücke sind euphorisch. „Black Widow Spider“ wirkt so, als hätten Iggy & The Stooges einen Feel-Good-Song geschrieben. „Applications/Apparatus“ ist der bestgelaunte Neu-Song, den Michael Rother und Klaus Dinger nie geschrieben haben. Im Abschluss „Pulcinella“ machen Parquet Courts sogar Platz für ein strahlendes, zweistimmiges Gitarren-Solo. Doch wer nun hinter „Sympathy For Life“ ein leichtes Stück Strahlemann-Pop vermutet, hat die Rechnung ohne Savages und Austin Browns gewohnt aufgeladene Texte gemacht. „Just Shadows“ ist fast schon straighter 60er-Jahre-Pop – dessen Sunshine-Vibe von meisterhaft vergifteten Zeilen konterkariert wird: „Amazon fire, twenty percent off / Global cost, vast species death / Suggested for you / Curated life agrees with me.“ Auch nach zehn Jahren mischt immer noch niemand so elegant gute Vibes und schlechte Laune wie Parquet Courts.

Veröffentlichung: 22. Oktober 2021
Label: Rough Trade Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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