Tennis – „Face Down In The Garden“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 28. April 2025

Cover des Albums „Face Down In The Garden“ von Tennis

Tennis – „Face Down In The Garden“ (Mutually Detrimental)

Liebeslieder gibt es wie Sand am Meer. Doch hört man etwas genauer hin, kann man erahnen, dass es sich hier fast immer um eine ganz spezielle Liebe handelt. Egal ob Elvis in „Can’t Help Falling In Love“ oder Chapell Roan in „Hot To Go“: Ein Großteil der Liebeslieder thematisiert lediglich den leidenschaftlichen Anfang einer Beziehung. Die ersten Blicke, die ersten Küsse. Es geht ums Flirten, ums Umgarnen, um das plötzliche Verlieben. Es mag eine Idee einer Zukunft in der Luft liegen, vielleicht für ein Gefühl von Tragik („I Will Always Love You“) oder als Beweis der Treue („God only knows what I’d be without you“). Aber der Fokus liegt fast ausschließlich im unmittelbaren Hier und Jetzt.

Songs über die lange, anhaltende, genügsame, nicht immer leichte Liebe, das tatsächliche Miteinander-Altwerden und gemeinsam wachsen, die sind seltener – und die Spezialität von Tennis. „Marathon how long we’ve been gone / And still not yet set foot upon you“, sang Alaina Moore bereits 2011 auf dem Debütalbum „Cape Dory“, ein Lied über das kontinuierliche Staunen übereinander. Und genauso staunt sie gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner und Ehemann Patrick Riley auch noch heute, auf ihrer siebten LP „Face Down In The Garden“. „I feel the weight of desire еven now / And I could hardly describe you“, heißt es in „Weight Of Desire“. „Whеn I am right there beside you / I’m beside you, honey“.

Im Hintergrund poltern Toms, Synthesizer-Chöre flirren durch den Raum. Die Stimmung ist überaus romantisch, irgendwo zwischen smoothem Quiet-Storm-R&B und Kate Bush in der „Hounds-Of-Love“-Ära. Doch die Poesie spricht eine erwachsene, durchdachte, entspannte Sprache. „No flower withers in your hand“, heißt es später auf dem Album – noch so ein schlichtes Bild für lang anhaltenden Zauber. Tennis spielen die Musik des Vertrauens.

Die Musik des Vertrauens

„Face Down In The Garden“ soll das letzte Album des Duos aus Denver, Colorado sein. Aber nicht, weil Moore und Riley sich auseinandergelebt hätten oder vom Songwriting- und Tour-Stress ausgebrannt sind, sondern einfach, weil es ein guter Zeitpunkt ist, mit diesem Projekt aufzuhören. „Es wurde uns klar, dass wir alles erzählt und erreicht haben, was wir mit dieser Band wollten“, sagte Moore dazu. Tennis scheinen nicht nur in ihrer Liedkunst wunderbar bodenständig zu sein.

Die neun Songs, mit denen Moore und Riley das Projekt Tennis nun fürs Erste beenden, markieren einen würdevollen Abschluss. „At The Apartment“ und „In Love (Release The Doves)“ eröffnen und schließen das Album mit sphärischen Dreampop-Klangbädern, die zum tiefen Eintauchen einladen. In der geschmackvollen, pianolastigen Power-Ballade „At The Wedding“ zeigen sie, wie gut und eindringlich sie die Songwriting-Schule des Brill Buildings studiert haben.

Damit diese schmachtende Wohlfühlmusik nicht zu monochrom wirkt, haben Tennis genug bunte Details eingewoben, wie den melodiös pumpenden Bass-Groove von „Sister“, die Beach-House-Arpeggios in „Always The Same“ oder das überraschend kräftige Gitarren-Solo in „12 Blown Tires“. „I see our fates go on colliding“, singt Moore zum Ende dieses Songs. Wieder so ein von Vertrauen erfülltes Versprechen an ihren Partner – und ein großer Hoffnungsspender für uns, dass ihre gemeinsame musikalische Reise auch über Tennis hinaus noch weitergehen wird.

Veröffentlichung: 25. April 2025
Label: Mutually Detrimental

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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