04.02.: Ja simma denn hier beim Film?

 width=Vielleicht sollten wir, die Presseschauer, heute kurzzeitig eine Namensänderung in Betracht ziehen. Von wegen ‚Pop im Netz‘. ‚Pop im Film im Netz‘ wäre der angebrachte Titel. Denn heute beschränkt sich die Presseschau auf bewegte Bilder und deren Macher.

Zu Beginn gibt’s eine erstaunliche Nachricht: ‚Klassische Musik breitet sich in den audiovisuellen Medien unaufhaltsam aus‘, schreibt die NZZ. ‚Anders als in der Pop-Branche, die sich im Dauerkrieg mit der Musikpiraterie aufreibt, kann im Sektor der Klassikverfilmungen von Krise nicht die Rede sein.‘. Na super! Kommen wir jetzt wieder in’s E- und U-Musik-Zeitalter? Oder ist Klassik the new old Pop? Gibt’s bald auch Orchester-Casting-Shows mit Dieter Bohlen? Das bereitet Albträume.

Doch obwohl ein gewisses blondgefärbtes, braungebranntes Jurymitglied für einen großen Prozentsatz der Albtraumquote in Deutschland verantwortlich ist, darf es sich nicht die Krone aufsetzen. Ein anderer ist schon länger im Geschäft und wahrlich ein Meister seines Faches: George A. Romero wird heute siebzig Jahre alt. Auf taz.de gratuliert Thomas Groh dem ‚Altmeister des Horrorkinos‘.

Als Horrorkino empfanden anscheinend viele James Cameron’s 3D-Märchen ‚Avatar‘. ‚Die amerikanische Rechte, der Vatikan, Feministinnen, die chinesische Zensurbehörde und die Fraktion der Kommunistischen Partei in St. Petersburg erheben Vorwürfe‘, bei denen man sich teilweise ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Andrea Köhler von der NZZ zählt auf und erklärt die Kritik am neunfach oscar-nominierten Kassenschlager.

Ebenfalls als heißer Oscar-Anwärter gefeiert, aber mit weniger negativer Kritik belegt wird ‚Up In The Air‘, der neue Film von Jason Reitman. ‚Zu recht wurde er am Dienstag sechsfach für den Oscar nominiert‘ meint die Frankfurter Rundschau, die NZZ zeigt sich hingegen nicht ganz so euphorisch. Was der Regisseur selbst dazu sagt, findet sich im Interview auf sueddeutsche.de.

Und zuletzt gibt’s noch was zum lachen: Der Bushido-Film ist da. Yeah, endlich! Lange haben wir drauf gewartet. Noch mehr Medienpräsenz für einen, der mal wirklich was zu sagen hat. Aber so richtig. Ein wahres Meisterwerk, das auf Grund seiner vielversprechenden kulturellen Wichtigkeit natürlich auch vom Staat gefördert wurde: ‚vom Filmförderfond der Bundesregierung, vom Filmfernsehfond Bayern, der Filmförderungsanstalt sowie dem Medienboard Berlin-Brandenburg‘. Da zahlt man doch besonders gerne Steuern. Die Kritiker überschlagen sich: ‚“Zeiten ändern dich“ ist so facettenreich missraten, dass einem davon ganz schwindelig wird. Ein Drama ohne Spannung, aber dafür mit Witzen, die allerdings nicht als Witze gemeint waren.‘ schreibt z.B. WELT ONLINE. Und auch die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers muss laut Frankfurter Rundschau beeindruckend sein. ‚Bushido spielt sich selbst. Er ist schlechter als Elvis bei seinem ersten Dreh. Er ist schlechter als Elvis im Kindergarten.‘. Uns bleibt nur eine letzte Hoffnung: Dass die Besucherzahlen und Einschaltquoten gaaanz tief unten bleiben.

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