04.06.: "Jetzt wird's geil!"

Von ByteFM Redaktion, 4. Juni 2010

In der Zeit findet sich ein Bericht über das Konzert der beiden lebenden Legenden Eric Clapton und Steve Winwood am Mittwoch in Berlin. „Jetzt wird’s geil!“, jubelte da der Konzertnachbar, als die beiden Rockgötter die Bühne betraten. Und auch die, laut Christoph Dieckmann, „Pilgerscharen von Endvierzigern, Mittfünfzigern, Jungsechzigern“ freuten sich. Vielleicht auch über die lebenserfahrene Orientierung, wie sie neben Clapton und Winwood wahrscheinlich nur „Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker und Reich-Ranicki […] zu geben wüssten“. Das letzte Zitat entstammt Frank Schirrmacher, der sich im ZDF-Frühstücksfernsehen so ausdrückte.

Ob der 50jährige Christian Wulff ihm diese lebenserfahrene Orientierung bieten kann, ist fraglich. In Schirrmachers Buch Payback durfte man ja erfahren, dass ihm das Internet schon ein bißchen zu viel ist. Der Blog Esowatch fragt sich außerdem, ob es ratsam ist, jemanden als Bundespräsidentschafts- kandidaten zu nominieren, der im Kuratorium der Organisation „Pro Christ“ sitzt. Die Lieblingsthemen des Oberhaupts von „Pro Christ“, Ulrich Parzanys, sind jedenfalls „Kreationismus, Schwulenhetze und die strikte Ablehnung von Abtreibung“, schreibt Esowatch. Allerdings ist auch Peter Hahne in selbem Kuratorium, dann kann es also wohl nicht so schlimm sein. Er macht sich ja immer viele Gedanken, vor allem sonntags.

Ebenfalls nicht so schlimm wie befürchtet geht es Lady Gaga, schreibt der Guardian. Bei ihr bestand der Verdacht auf die Autoimmunerkrankung Lupus. Da sich allerdings keine Symptome zeigen, scheint wohl vorerst alles okay zu sein und bestätigt Dr. Houses Theorie, dass es nie Lupus ist.
Im selben Artikel ist auch zu lesen, dass Lady Gaga bei Michael Jacksons geplanten Konzerten in London die Vorband gewesen wäre und auch ein Duett mit ihm gesungen hätte.

Das führt uns zum nächsten Thema. Auf besondere Weise soll Michael Jacksons nämlich in seiner Heimatstadt Gary, Indiana, gedacht werden. Dort plant sein Vater Joe Jackson eine riesige Gedenkstätte für seinen Sohn, die die Stadt zum Graceland der Jackson-Fans machen soll, schreibt der Guardian in diesem Artikel. Und wenn die Leute schon mal dort sind und gedenken, können sie auch gleich in das Kasino gehen, das Joe Jackson zusammen mit der Gedenkstätte bauen möchte.

Ähnlich moralisch flexibel wie Joe Jackson zeigt sich momentan auch Bono von U2. Bislang hatte er es strikt abgelehnt, in der Türkei aufzutreten, weil er mit der Menschenrechtslage dort nicht einverstanden war. Da Istanbul aber Europas Kulturhauptstadt 2010 ist, lassen er und seine Band mal fünfe gerade sein. Ein schöner Bericht über das Theaterfestival in Instanbul findet sich in der Frankfurter Rundschau.

Aber ob U2 wirklich ein Gewinn für Istanbul sind? Mit ihnen auf Tour zu gehen sieht die Zeit jedenfalls als Eingeständnis des eigenen Niedergangs, zumindest im Fall von Interpol. Im Artikel „Wunderbare Kopisten“ steht, dass man sich momentan lieber Wintersleep als Interpol anhören sollte, wenn man „Antics“ und „Turn On The Bright Lights“ mag.

Was man sich als Jugendlicher nicht anhören sollte, sind Frequenzen von 20 kHz. Für Erwachsene nicht mehr im hörbaren Bereich, emfpinden sie Teenager als extrem unangenehm. Das machen sich in den USA Shopping Malls zu Nutze und verhindern so unerwünschtes Herumlungern. Dies ist nur eines der Beispiele für den „Missbrauch von Frequenzen“, die sich im Buch „Sonic Warfare. Sound, Affect, and the Ecology of Fear“ des birtischen Musikers und Wissenschaftlers Steve Goodman finden. Über das Thema und das Buch berichtet Tim-Caspar Boehme in der taz.

Vielleicht finden sich in Goodmans Buch ja auch Tipps, die bei den von der taz so betitelten „Fotograbenkämpfen“ behilflich sein können. Das ist aber eher unwahrscheinlich, sind Konzertfotografen doch von ihrer Arbeit schon sehr abgehärtet, was Lärm betrifft.
Der Deutsche Journalisten-Verband beklagt sich über die Knebelverträge für Bildjournalisten. Management und Künstler schränken die Nutzung der Bilder immer weiter ein und ermöglichen so kaum Verdienstmöglichkeiten oder objektiven Journalismus. Die Verträge sehen oft nur die einmalige Nutzung der Bilder vor, und der Kontext sollte dazu auch noch positiv sein.

Aus Solidarität zu dem Konzertfotografen benutzten wird heute zur reißerischen Überschrift ein Konzertfoto.

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