Presseschau 11.02.: Shine Your Shoes

Nach gut 365 Tagen Nichtstun kommt es auf einen weiteren auch nicht mehr an. So oder so ähnlich scheinen es zumindest Regierung und Opposition zu sehen. Nun berichtet die Zeit, dass die für heute geplante Abstimmung im Bundesrat über die geplante Hartz IV Reform verschoben werden soll, weil der Regierung im Bundesrat eine Stimme zur Mehrheit fehlt und somit ein Scheitern droht. Wie lange noch verhandelt und aufgeschoben werden soll und ob dies überhaupt noch im Interesse der Betroffenen sein kann, bleibt weiterhin ungeklärt.

In Ägypten hat gestern, trotz der anhaltenden Proteste, Mubarak erklärt, er werde nicht zurücktreten. Als Folge zeigten viele der Demonstranten auf dem Takhir Platz Mubarak ihre Schuhe, ein starkes Zeichen der Verachtung. Nun stellen sich auch die Generäle des einflussreichen ägyptischen Militärs hinter den Staatschef. Zwar bekundete dieser weiteren Reformwillen, der Hauptforderung des protestierenden Volkes aber, seinem Rücktritt, will er aber nicht nachkommen. Für den heutigen Freitag haben die Demonstraten wieder zu Massenkundgebungen und Blockaden im ganzen Land aufgerufen. Es wird mit mehreren Millionen Teilnehmern landesweit gerechnet. Spiegel online weiß mal wieder, wie man am besten unterhält; nämlich mit Liveticker .

Es geht immer weiter bergauf mit den kanadischen Arcade Fire. Dorian Lynskey vom Guardian traf Win Butler and Régine Chassagne, die zusammen die Band ins Leben riefen, zum Interview und unterhielt sich mit ihnen über das nicht abnehmen wollende Interesse an ihrem Schaffen, über Erfolgssucht, Ehrgeiz und Ernsthaftigkeit und liefert eine Rückschau auf die Begegnung der beiden bis hin zum aktuellen Bandgeschehen.

Sergio Mendes wird heute 70 Jahre alt. Die SZ gratuliert dem brasilianische Pianisten und Produzenten, der seit mehr als 40 Jahren musikalisch aktiv ist und für seine kühl interpretierten Bossa Nova Stücke bekannt wurde. Mendes weißt sich besonders durch großes Geschick bei den Arrangements aus und schaffte es so den brasilianischen Sound der Welt zugänglich zu machen.

In der NZZ schreibt Olaf Karnik über die Bezugnahme britischer Musikkritiker auf eine Theorie des französischen Philosophen Jacques Derrida, die als Interpretationsgrundlage benutzt wird, neue musikalische Phänomene – in diesem Beispiel Burial oder Ghost-Box-Acts – ästhetisch zu erklären. „Hauntology“ heisst dieses Konzept, das auf die von Derrida in das „Marx‘ Gespenst“ formulierte These zurückgeht, der Mensch würde Anfang des 21. Jahrhunderts immer noch von den Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht. Mit diesem Ansatz bescheinigen Kritiker wie Mark Fisher unserer kulturellen Gegenwart eher ein armes Bild. Denn in dem nostalgischen Sound von oben genannten Bands entdecken die Kritiker eine Rückwärtsgewandtheit beispielsweise durch Knistern von Schallplatten, und vermissen Innovation. Und retrosound ist auf dem Vormarsch, in allen Genres. Die Konsequenzen? Hier!

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