12.11.: Piratenalarm!


Kindergärten als Hort für illegale Raubkopierer? Musikalisches Diebesgut in den Betreuungseinrichtungen für unsere Jüngsten? Den Verstößen gegen das Urheberrecht, begangen von Erziehern und Eltern, sagt die Musikrechteverwertungsgesellschaft GEMA nun den Kampf an, berichtet die taz. Aktueller Anlass ist das St. Martinsfest, das traditionellerweise mit Laternenumzügen und Liedern begangen wird. Wer nun diese Lieder einfach aus Liederbüchern kopiere, um daraus ein Gesangsheftchen zu basteln, handle illegal, macht die Gema unmissverständlich klar. Denn in Deutschland gibt es ein absolutes Kopierverbot von Noten. Ihr Angebot an die Kindergärten: 56 Euro für 500 Kopien pro Jahr (44,80 für kirchliche und kommunale Kindergärten). Ansonsten bleiben noch die alten Lieder aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, deren Urheberschutz schon erloschen ist.

Um Eigentumsrechte geht es auch im Acta-Abkommen (Anti-Counterfeiting Trade Agreement), das eine Art Allzweckwaffe gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen werden soll. Seit 2007 treffen sich Vertreter aus den USA, der EU, Japan, Kanada und neun weiteren Ländern, um über das Abkommen zu verhandeln, das nicht nur gefälschte Markenshirts und Gourmetprodukte betrifft, sondern auch gegen illegales Filesharing wirksam sein soll. All das geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit und so befürchten Datenschützer, dass das Abkommen rigide Kontrollmaßnahmen im Internet zur Folge haben wird. Die taz sprach mit dem Bürgerrechtler Jérémie Zimmermann. Dieser kritisiert, dass mit dem Abkommen die Fälschung von Autoteilen auf gleiche Stufe wie Filesharing zwischen zwei Individuen gestellt würde. Acta könne somit als rechtliches Druckmittel für die Unterhaltungsindustrie dienen, um die Internetanbieter dazu zu drängen, Polizeiaufgaben zu übernehmen – vorbei an juristischen Autoritäten und ohne Prozess.

Wer hätte vor 20 Jahren daran gedacht, dass das Internet einmal solche Probleme aufwerfen würde? So lange ist es nämlich her, dass die erste Webseite an den Start ging. Genauergesagt morgen, 13.11., um Punkt 15.17 Uhr. Die Berliner Zeitung titelt heute schon mal „Hypertext, Alter!“ und erzählt die Geschichte von der Seite, die die Welt veränderte.

Wer sich das neue Album von Plan B gratis holt, dürfte weder Probleme mit der GEMA noch mit dem Acta-Abkommen bekommen. Der britische Musiker kündigt an, er werde sein neues Werk wohl gratis hergeben – aus Angst, seine Fans könnten es nicht mögen. Es sei eine Rückkehr zurück zu seinen HipHop-Wurzeln, was vielen wahrscheinlich nicht gefallen dürfte. Trotzdem wolle er sich nicht anbiedern, auch wenn er dadurch vielleicht wieder in Vergessenheit geraten und zum One-Hit-Wonder abgestempelt würde.
Zu wenig musikalisches Selbstbewusstsein oder realistische Selbsteinschätzung? Nachzulesen auf tourdates.co.uk

Nicht zum One-Hit-Wonder wurde Saxophonist Sonny Rollins. Das Jazz Urgestein kann sich noch zu Lebzeiten als Legende bezeichnen und ist zur Feier seines 80. Geburtstages auf Welttournee. Äußerst bewegungsintensiv sind seine Auftritte. Vor Jahren brach sich Rollins gar den Fuß beim Sprung von der Bühne – und spielte weiter, ohne dass das Publikum etwas gemerkt hätte.
Viel hat er im Laufe seiner Karriere erlebt – über Drogensucht, Yoga und seine Erfolge sprach Sonny Rollins mit The Telegraph.

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