Cate Le Bon (Konzertbericht)

Cate Le Bon auf dem Cover ihres Albums „Reward“

Cate Le Bon war zu Gast in Berlin in der Kantine am Berghain, wo sie ihr aktuelles Album „Reward“ vorstellte

Mit ihrem Konzert am 2. Juni 2019 in Berlin in der Kantine am Berghain bestätigte Cate Le Bon ihre in der Nische verankerte Stellung als eine der wenigen Pop-KünstlerInnen, die es fertigbringen, die experimentelle Lässigkeit der 60er mit dem Glamour der 80er, das Monotone mit dem Vertrackten und Kammerpop mit Postpunk und Jazz zu vereinbaren.

Den Beweis dafür erbringt auch „Reward“, das neue Album der walisischen Musikerin und Produzentin, auf dem sich im Vergleich zu den Vorgängern einiges verändert hat. So schrieb Le Bon die zehn neuen Songs auf dem Klavier, was sich in der balladesken Grundstruktur vieler Stücke bemerkbar macht. Auch live entwickelte sie ihre auf einem klassischen Songmuster fußende Soundpalette weiter: Sie holte das im aktuellen Pop wieder reüssierende Saxofon dazu, das den Rhythmus hervorragend ergänzt oder lässt hier und da feingliedrigen Synthies den Vortritt.

Mit dem Album-Opener „Miami“ läutete sie das ausverkaufte Konzert in der Kantine am Berghain ein und markiert damit den Bruch mit dem früheren Sound-Arrangement. „Welcome To The New Disco“ deklamiert Le Bon ernst und getragen, nur um sich mit den folgenden Songs einer abstrakten wie subtilen, wehmütigen Sprache zu bedienen.

Gänsehaut-Jams und John-Lennon-Gedächtnissongs

Das erste Konzerthighlight kommt unvermittelt: Vorausgegangen sind Wechsel an den Instrumenten, die Band hielt sich als mehrstimmiger Backgroundchor bereit. Das eingängige wie dezente „Home To You“ entpuppt sich live als ein aufmüpfig-charmantes Kammerstück im besten Sinne. Statt auszufaden hallt es noch eine ganze Weile im Loop, wie es der Kurzfilm zum vorigen Album „Crab Day“ so schön vorgemacht hat. Jene beiden Singleauskopplungen, „Love Is Not Love“ und „Wonderful“, sind 2019 noch beatlastiger und variantenreicher. Als der Refrain kurzerhand in „Wunderbar“ umschwenkt, ist der Weg zum krautigen Songfinale nicht mehr weit.

Grundlage der findigen Erneuerung von Le Bon und ihrer Band ist der narrative Charakter des Gesangs. Insbesondere die neuen Songs sind darauf angelegt, Le Bons Stimme in den Mittelpunkt zu rücken, die mit zackigen und perkussiven Elementen unterstützt wird. Das Call-And-Response-Verfahren funktioniert besonders beim Song „The Light“, der auf sein Grundgerüst heruntergebrochen wird und im zweistimmigen Gesang eine Dramatik erreicht, die durch die fünf multiinstrumentellen Bandmitglieder zusammengehalten wird. Die exzellente Soundanlage in der Kantine tut ihr übriges. So wird ein auf dem Album bieder daherkommender Song zu einem Höhepunkt des Abends. Mit einem kurzen Gänsehaut-Jam, der in „What’s Not Mine“ übergeht, kündigt sie das Ende des Sets an. Das Keyboard hämmert wie ein Xylofon, während das Flirren der Gitarrensaiten nachträgt.

Lange lassen sich die MusikerInnen nicht um eine Zugabe bitten. Nach gestampftem Post-Punk und chromatisch absteigendem Riff ist selbst das Cembalo von „Magnicient Creatures“ im Bereich des Möglichen. Nach großer Geste und dem schon jetzt besten John-Lennon-Gedächtnis-Song dieses Jahres, „Meet The Man“, werden die Zuhörenden wieder dem Techno von nebenan überlassen.

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