Country-Ikone Loretta Lynn ist tot

Foto der US-amerikanischen Country-Musikerin Loretta Lynn, die im Alter von 90 Jahren gestorben ist.

Forderte in den 60er-Jahren das Country-Genre mit ihren progressiven Texten heraus: Loretta Lynn (Foto: Anna Hanks, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Die US-amerikanische Country-Singer-Songwriterin Loretta Lynn ist tot. Dies teilte ihre Familie in einem Statement mit. Demnach starb die 90-jährige Musikerin friedlich zu Hause im Schlaf. Lynn hat das ursprünglich stark konservative Country-Genre in den 60er- und 70er-Jahren mit ihren progressiven und feministischen Texten nachhaltig geprägt. Sie zählt zu den erfolgreichsten Country-Musikerinnen jener Zeit.

Tochter eines Minenarbeiters

In einem ihrer bekanntesten Stücke, „Coal Miner’s Daughter“, brachte Lynn 1970 ihre Herkunft auf den Punkt. Die im ländlichen Kentucky geborene und aufgewachsene Sängerin stammte aus einfachen Verhältnissen. Wobei „einfach“ nicht bedeutet, dass sie selbst es immer einfach gehabt hätte. Mit 15 Jahren war sie bereits verheiratet, mit 16 Jahren brachte sie ihr erstes von insgesamt sechs Kindern zur Welt. Zu jenem Zeitpunkt war die Musikkarriere für die die 1932 geborene Lynn noch weit weg.

Lynn trat ab Ende der 50er-Jahre in Bars auf, und unterschrieb 1960 ihren ersten Plattenvertrag. Der erste Charterfolg gelang ihr mit „I’m A Honky Tonk Woman“, es folgten Auftritte in der Radio-Show Grand Ole Opry und weitere Hits. Ihre Songtexte waren häufig aus einer selbstbewussten, starken Position heraus artikuliert, die Selbstbestimmung einfordern („Don’t Come Home A-Drinkin‘ (With Lovin‘ On Your Mind)“) und klarmachen, dass sie sich nichts gefallen ließ („You Ain’t Woman Enough (To Take My Man)“). Andere wiederum thematisierten Scheidung oder Verhütung („The Pill“), was ihr den Boykott durch einige Radiosender einbrachte.

Erfolgreiche Karriere 

Ihre direkte Art war dem Erfolg allerdings nicht abträglich. Lynn wurde mehrfach ausgezeichnet, gewann als erste Sängerin den Country Music Award, hat seit 1988 einen Platz in der Country Music Hall Of Fame und wurde im Laufe ihrer Karriere dreimal mit dem Grammy ausgezeichnet, davon einmal für ihr Lebenswerk. Sie brachte 1976 ihre Autobiografie „Coal Miner’s Daughter“ heraus, die zum Bestseller avancierte. Lynns Leben wurde dann 1980 im gleichnamigen Film auf die große Leinwand gebracht. Ein Kassenschlager, in dem Sissy Spacek und Tommy Lee Jones das Ehepaar Lynn spielten.

Im Laufe ihrer Karriere veröffentlichte Loretta Lynn mehrere Dutzend Alben, darunter zuletzt die 2021 veröffentlichte 50. Platte „Still Woman Enough“. Im hohen Alter hatte sie aber auch mit gesundheitlichen Problemen wie etwa einem Schlaganfall zu kämpfen, den sie 2017 erlitt. In den sozialen Netzwerken bekundeten zahlreiche Musiker*innen, Fans und Weggefährt*innen ihre Trauer anlässlich des Todes der Musikerin. „Sie war eine Inspiration“, schrieb etwa die Singer-Songwriterin Carole King. Die Country-Musikerin Dolly Parton schrieb, Lynn sei „ein wunderbarer Mensch, ein wunderbares Talent“ gewesen. „Ich vermisse sie sehr, wie wir alle es tun werden. Möge sie in Frieden ruhen.“ Jack White, der eng mit Lynn befreundet war, bezeichnete sie gar in einer Videobotschaft, die er auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte, als „größte Singer-Songwriterin des 20. Jahrhunderts“ und Vorreiterin „für Frauen-Rechte und den Feminismus“. Eine Vorreiterin, die aber beileibe nicht frei von Widersprüchen war. So unterstützte die Republikanerin und Christin Loretta Lynn etwa die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump im Jahr 2016, dessen Politik nicht dafür bekannt ist, progressiv oder gar feministisch zu sein.

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