Death And Vanilla – „Flicker“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Flicker“ von Death And Vanilla, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Death And Vanilla – „Flicker“ (Fire Records)

Wenn zwei Menschen ihre kleinen Finger miteinander verhaken, entsteht ein unbrechbarer Schwur. Die umeinander gelegten Fingerkuppen symbolisieren ein wichtiges Versprechen (und die damit einhergehende Drohung, die Gliedmaßen des jeweils anderen beim Verrat zu brechen). Das weiß vermutlich jedes (englischsprachig sozialisierte) Kind – der sogenannte „pinky swear“ ist eine noch heute auf Schulhöfen weit verbreitete Geste höchsten Vertrauens. Auch das Cover des neuen Albums von Death And Vanilla zeigt eine Zeichnung solch eines Kleine-Finger-Schwurs.

Das schwedische Trio scheint in dieser Geste etwas Kraftvolles zu sehen, schließlich steht der Titel der LP, „Flicker“, für einen „Funken Hoffnung“. Nach den etwas düstereren Klängen ihrer vergangenen Platte „Are You A Dreamer“ (2019) scheinen die drei Musiker*innen aus Malmö für ihr viertes Album einen neuen Optimismus gefunden zu haben. Es soll eine „moderne Reflektion schwieriger Zeiten“ sein, aber nicht auf deprimierende, sondern auf eine tröstende Art und Weise. Ihr Vintage-Dreampop klingt auf „Flicker“ jedenfalls so federleicht wie nie.

Angenehme Ewigkeiten

So federleicht, dass er manchmal auf beste Art und Weise droht, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Death And Vanilla zeigten schon auf ihrem 2015er Debüt „To Where The Wild Things Are“ ein Faible für die Motorik von Can und Neu!, doch auf „Flicker“ ziehen sie noch hypnotischere Kreise. Die Songs sind zwar (an den Krautrock-Odysseen ihrer Vorbilder gemessen) nicht besonders lang, doch sie fühlen sich in ihrer sanften Wiederholung wie ausgedehnte Träume an. Egal, ob im stoischen Bass von „Fearless“, der absteigenden Orgelmelodie von „Looking Glass“ oder der aufsteigenden Gitarren-Spirale von „Transparent Things“: Death And Vanilla beschwören angenehme Ewigkeiten herauf.

Die stilistische Bandbreite von „Flicker“ reicht aber auch über den Krautrock hinaus: Mal verquirlen Marleen Nilsson, Anders Hansson und Magnus Bodin verspielt Dreampop und Dub wie in „Perpetuum Mobile“, während sie sich an anderer Stelle ganz ihrer Liebe zu schamlos kitschigen 60er-Jahre-Soundtracks hingeben („Mercury’s Rising“). Kombiniert mit der Stimme Nilssons, die in ihrer sanften Entrücktheit oftmals an Lætitia Sadier von Stereolab erinnert, ergibt das eine betörend entspannte, aber nie beliebige Mischung. Bei der man zwar nie genau weiß, wohin die Reise geht – aber der Band vollstens vertraut, dass sich diese Reise lohnen wird. Dieses Versprechen können Death And Vanilla mühelos einhalten.

Veröffentlichung: 17. März 2023
Label: Fire Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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